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Übersetzerpreis an Susan Bernofsky

Preisübergabe durch Dr. Andreas Narr an Susan Bernofsky
SPK

„Flexible Kunstfertigkeit, samtpfotige Anpassungsfähigkeit, … vor Energie vibrierende Übersetzung.“ Mit Formulierungen wie diesen adelte der Literaturkritiker, Übersetzer und Journalist Denis Scheck die US-amerikanische Übersetzerin Susan Bernofsky.
Sie erhielt die renommierte Auszeichnung in der Calwer Aula für ihre Übertragung der Hesse-Novelle Siddhartha ins Englische und für ihr Gesamtwerk.

Laudator Denis Scheck führte ebenso humorvoll wie sprachgewandt in die Kunst des literarischen Übersetzens im Allgemeinen und Susan Bernofskys im Besonderen ein. Vor dem Hintergrund, dass der transatlantische Literaturaustausch zur Einbahnstraße geworden sei und in der Verlagsmetropole New York immer weniger Lektoren Deutsch läsen, werde „die eminente Bedeutung von Susan Bernofsky für die deutschsprachige Literatur in den USA“ klar. In ihrer preisgekrönten Neuübersetzung von Siddhartha nutze Bernofsky bei der Übertragung von Hesses „kurzen, wohlkalkulierten Sätzen, kristallklar und schlicht“ „souverän ihren Platzvorteil, nämlich die Silbenknappheit des Englischen.“ Hier sitze jedes Wort, „keine Silbe zuviel, kein rhythmischer Atemzug, das ist Hesse im asketischen Samana–Modus.“

Die Hesse-Preisträgerin erinnerte sich an frühe Begegnungen mit Siddhartha und Steppenwolf an der High School in New Orleans. Als 13-Jährige habe ihr die Hesse-Lektüre „das Beispiel eines radikalen Verstanden Werdens“ geboten, „einer Selbstbestimmung, die ich sehnlichst für mich selber herbeiwünschte.“ Siddhartha habe wesentlich zu ihrer Entscheidung beigetragen, am Gymnasium Deutsch zu lernen. Zweieinhalb Jahrzehnte später sei ihr bei der Arbeit an der Übersetzung klar geworden: „Hesses Buch ist das verschlüsselte Porträt eines Zeitalters, in dem es unerhört gefährlich war, ein junger Mann zu sein.“ Und sie habe sich sofort zurückgesetzt gefühlt in die Zeit der ersten Lektüre. „Ich saß zwar als Erwachsene am Schreibtisch, aber die Dreizehnjährige in mir hat das Buch mit übersetzt …“

Laudatio Denis Scheck
Dankrede Susan Bernofsky

Hermann-Hesse-Preisverleihung am 2. Juli 2012

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Zitat der Woche

„Niemand träumt, was ihn nicht angeht.“

Aus Hermann Hesses Roman „Demian“, 1917