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ARD zeigt die Hesse-Verfilmung "Die Heimkehr"

Meldung vom 27.03.2012

„Die Heimkehr“ ist die erste deutsche Verfilmung eines Werks von Hermann Hesse. Das Erste zeigt sie zum 50. Todestag des Literaturnobelpreisträgers. Am Montag, 16.Juli 2012 wird der Hesse-Film als public-viewing auf dem Marktplatz der Hesse-Geburtsstadt Calw präsentiert. Ein so bekannter Autor und noch keine Verfilmung seiner Romane in Deutschland? Warum, mag man sich da fragen. Die Antwort darauf führt bereits mitten hinein in das Phänomen Hesse, vor allem in dessen Rezeptionsgeschichte: Während Teile der deutschen Literaturkritik Hesse als Produzent epigonaler und kitschiger Texte abqualifizierten, gab es immer wieder, besonders unter Jugendlichen, Wellen einer wahren Hesse-Begeisterung. Und bis heute ist es so, dass vor allem junge Leute Hesse zu ihrem Lieblingsautor erklären, nur wenige ihn aber in späteren Jahren noch einmal zur Hand nehmen. 50 Jahre nach seinem Tod wird es Zeit, diesen Schriftsteller neu zu entdecken und zu würdigen. Warum hat Hesse die Jugend immer wieder so stark angesprochen? Seine Romane handeln von geistiger Erweckung, Selbstwerdung und Selbstverwirklichung – und am Ende von der Überschreitung der Ich-Grenze hin zu spirituellen Erfahrungen. Das alles sind Themen, die gerade heute aktueller denn je sind, in einer Zeit, die in den globalen Krisen schmerzlich lernen muss, dass Konsum, Materialismus und Kapitalismus keinen Ersatz für geistige Orientierung und Freiheit in einem umfassenden, das heißt inneren Sinn bieten. Und dass wir andere Kräfte mobilisieren müssen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Regisseur Jo Baier ist ein bekennender Hesse-Fan. Beim Wiederlesen seiner Romane hat er ihn für sich neu entdeckt. Und diese Entdeckung möchte er den Zuschauern in seiner Verfilmung vermitteln, nicht mit oberflächlicher Aktualisierung, sondern mit Konzentration auf die Kernaussagen von Hesses Dichtung. Als Vorlage hat er sich eine kleine, frühe Erzählung ausgewählt, die allerdings den ganzen Hesse bereits enthält. In „Die Heimkehr“ geht es um die Suche nach Heimat, nach seelischer Verwurzelung und nach Geborgenheit für das in der Fremde ruhelose Ich. Dass dieser Heimat-Ort utopisch, das heißt kein realer, sondern ein imaginärer ist, das müssen die beiden Hauptpersonen schmerzlich erfahren. Heike Makatsch und August Zirner verkörpern das mit großer Intensität und Einfühlungsvermögen. Und Jo Baier hat dafür berührende Szenen und Bilder gefunden, die die Enge und die Ängste und die Hoffnung auf ein bei sich selbst ankommendes Leben verdeutlichen. Dem bei diesem Projekt federführenden SWR war es ein Herzensanliegen, diesen Film zu realisieren, nicht zuletzt wegen seiner Verbundenheit zu Schwaben und Hesses Geburtsort Calw. Hesse veröffentlichte seinen Roman „Demian“ 1919 unter dem Pseudonym Emil Sinclair, nach seinen eigenen Worten „um die Jugend nicht durch den bekannten Namen eines alten Onkels abzuschrecken“. Ich hoffe sehr, dass wir mit dem Namen Hermann Hesse das jüngere wie ältere Publikum ansprechen, vielleicht auch zum Lesen oder Wiederlesen seiner Werke ermuntern können. Volker HerresProgrammdirektor Erstes Deutsches Fernsehen 

Erstausstrahlung: 02.05.2012 | 20:15 Uhr im Ersten

 eingestellt von: Pressebüro et cetera 

Zitat der Woche

„Jeder strahlt sein Schicksal selber aus. Weisheit ist: es als Bild seiner selbst erkennen und nicht eine rohe ‚äußere’ Macht darin sehen.“

Aus einem Brief Hermann Hesses 1919