• Change Language:
  • English version is coming soon.

Auf ein neues Jahr mit Hermann Hesse

Meldung vom 27.12.2012

Das Hesse-Portal wünscht allen seinen Nutzern ein gutes neues Jahr. Auch 2013 wird das Portal wieder für alle Hesse-Interessierten da sein und sie über Neuigkeiten, Veranstaltungen, Neuerscheinungen etc. informieren. Hier sei noch einmal ein kurzer Rückblick gegeben auf 2012, das durch den 50. Todestag Hermann Hesses ein besonderes Hesse-Jahr war:

Zentrum der Gedenkveranstaltungen war diesmal Bern, wo bereits Ende März im Kunstmuseum ein viertägiger Hesse-Kongress mit internationalen Hesse-Forschern unter dem Motto „ ... die Grenzen überfliegen“ stattfand. In Zusammenarbeit mit der Familie Hesse und dem Museo Hesse Montagnola wurde in diesem Rahmen auch eine Ausstellung zum Maler Herrmann Hesse eröffnet, die zum Teil bisher noch nicht ausgestellte Zeichnungen und Aquarelle aus dem Besitz der Familie zeigte. Durch frühe Werke konnte erstmals ein genauerer Einblick in die malerische Entwicklung des Dichters gewonnen werden. Die Ausstellung ging im August ins Museo Hesse nach Montagnola weiter. Derzeit wird sie noch bis 3. Februar 2013 im Museum im Kulturspeicher in Würzburg gezeigt.

Eine weitere Ausstellung „Licht und Farbe - Hermann Hesse als Maler“ wurde im Sommer aus Beständen der umfangreichen Hesse-Aquarellsammlung der Sparkasse Pforzheim Calw im Calwer Hesse-Museum zusammengestellt. Das Hesse-Höri-Museum in Gaienhofen widmete sich in seinem Ausstellungsschwerpunkt mehr dem Schriftsteller, hatte dabei aber auch einen attraktiven bildlichen Aspekt, indem das Thema „Hermann Hesse - Vom Wert des Alters“ mit beeindruckenden Porträtaufnahmen illustriert wurde, die von Hesses jüngstem Sohn Martin (1911-1968) fotografiert wurden. Die Ausstellung wird voraussichtlich im Herbst 2013 in Montagnola noch einmal zu sehen sein.

An den verschiedenen Hesse-Orten gab es 2012 deutlich mehr Hesse-Veranstaltungen als sonst, darunter auch mehrtägige Programme: So im Juni die „Silser Hesse-Tage“ im Hotel Waldhaus zum Thema „Musik, die Seele aller Künste“ und im September in Gaienhofen die „Gaienhofener Hesse-Tage“. In Calw konnte zwischen Hesses Geburtstag am 2. Juli und dem Todestag am 9. August der „Gerbersauer Lesesommer“, bei dem musikalisch umrahmt aus Hesses Calwer bzw. „Gerbersauer“ Erzählungen gelesen wird, sein zehnjähriges Jubiläum begehen. Auch an vielen Orten, die keine „Hesse-Orte“ sind, waren in diesem Gedenkjahr Aktivitäten zu Ehren des Dichters zu verzeichnen.

Natürlich brachte das besondere Jahr auch eine größere Zahl von Buchneuerscheinungen zu Hesse hervor. Hier seien nur einige genannt, die neue forschungsmäßige Impulse enthalten: Hesse-Herausgeber Volker Michels legte den ersten Band der auf zehn Bände veranschlagten neuen umfassenden Briefausgabe vor (Suhrkamp). Ergänzend zu erwähnen ist, dass die ebenfalls von Volker Michels 2001 bis 2005 edierte 20-bändige Hesse-Werkausgabe „Sämtliche Werke“ nun zum Jubiläum in einer preisgünstigen Taschenbuchausgabe erschienen ist (Suhrkamp). Des Weiteren erschienen zwei umfangreiche neue Hesse-Biografien: Gunnar Decker: „Hermann Hesse. Der Wanderer und sein Schatten“ (Hanser) und Heimo Schwilk: „Hermann Hesse. Das Leben des Glasperlenspielers“ (Piper). Bärbel Reetz näherte sich dem Dichter auf besondere Weise, indem sie unter dem Titel „Hesses Frauen“ dessen Lebensgefährtinnen biografisch porträtierte. Beim Stadtarchiv Calw erschien die Dokumentation „Hermann Hesse und seine Heimatstadt Calw. Chronologie eines wechselvollen Verhältnisses“.

Eine große Resonanz fand der Dichter 2012 auch in der Presse. So gut wie alle bedeutenden Zeitungen und Zeitschriften legten Artikel zu Leben, Werk und Wirkung vor. Einen besonderen Akzent setzte dabei eine Hermann Hesse gewidmete Ausgabe des SPIEGEL, für die der bekannte Kulturjournalist Matthias Mattusek recherchiert hatte. Sowohl die Titelgeschichte als auch das Titelbild stellten dabei eine Verbeugung vor dem Dichter dar sowie das Eingeständnis, dass man sich mit der letzten Hermann Hesse gewidmeten Ausgabe im Jahr 1957 geirrt und dem Dichter unrecht getan habe. Damals hatte ein anonymer Kritiker Hesse als Wald- und Wiesen-Dichter verspottet, der zu Recht bald in Vergessenheit geraten werde. Das Titelbild zeigte Hesse mit Gartenhut und der Unterschrift „In der Gartenlaube“. Nun 2012 wurde dieses Titelbild reaktiviert, aber mit der Unterschrift versehen: „Hermann Hesse. Der Störenfried. Sinnsucher, Dichter, Anarchist“. Und der Dichter darf auf dem Bild zusätzlich den Stinkefinger zeigen – will sagen: Der SPIEGEL-Artikel von 1957 hat sich gründlich geirrt; Hesse ist nicht in Vergessenheit geraten; im Gegenteil, mit seinen seither ca. 150 Millionen verkauften Büchern ist er einer der erfolgreichsten modernen Klassiker der Weltliteratur geworden.

Text: Kultur- und Redaktionsbüro Herbert Schnierle-Lutz

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910