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Aus dem Weihnachts-Briefwechsel der Familie Hesse

Meldung vom 21.12.2024

Bruno Hesse: Aquarell "Die Alpen vom Oberbühlknubel aus, morgens um sechs, 24.8.1923", (c) Bruno-Hesse-Erben

Hermann Hesse stand lebenslang in regelmäßigem Briefwechsel mit seinen Söhnen Bruno, Heiner und Martin. Selbstverständlich wurden da auch Briefe zu Weihnachten und Neujahr gewechselt. – Ein Brief zu Weihnachten 1925 von seinem damals 20-jährigen Sohn Bruno soll hier ein lesenswerter Gruß sein zu Weihnachten und Neujahr vom Hesse-Portal an seine zahlreichen Nutzerinnen und Nutzer. Auch im kommenden Jahr 2025 will sich das Portal bemühen, wieder interessante Nachrichten rund um Hermann Hesse und sein Werk zur Verfügung zu stellen.

Über Bruno Hesses Leben (1905-1999) ist im November 2024 ein sehr informativer biografischer Band erschienen mit dem Titel „Bruno Hesse, Kunstmaler. Ein Leben im Schatten zweier Überväter“ (Herausgegeben von Johann Aeschlimann im Herausgeber Verlag, 216 Seiten mit 80 teils farbigen Abbildungen, ISBN 978-3-907437-10-0, 32 CHF). Der Band wurde verbunden mit einer Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen Bruno Hesses in Herzogenbuchsee vorgestellt. Dieses nördlich von Bern gelegene Städtchen war auch schon 1925 der Ort von Brunos erster Kunstausstellung. Bruno wuchs damals als Pflegesohn des renommierten Schweizer Malers Cuno Amiet nahe Herzogenbuchsee auf der Oschwand auf. Und von Amiet bekam er wesentlich die Anregung, selbst Kunstmaler zu werden. Über die Ausstellung schrieb Bruno am 22. Dezember 1925 in seinem Weihnachtsbrief nach Montagnola an seinen Vater Hermann Hesse:

*Lieber Vater! Hier schicke ich Dir ein Aquarell zu Weihnachten und wünsche Dir recht schöne und frohe Festtage. Heute gab mir Tante (Anna Amiet) das Bücherpaket, ich verteilte die Sachen, wie Du geschrieben hast, und werde sie dann auf den Weihnachtstisch legen. Die Bücher für mich schaute ich noch nicht an, ich verpackte sie gleich wieder, um sie dann an Weihnachten anzusehen. (…)

Seit letzten Mittwoch ist nun meine Ausstellung in Buchsee. Es sind über siebzig Aquarelle, sieben Oelbilder und fünfzehn Radierungen ausgestellt. (…) Es ist ein schöner Saal, und es kommen auch immerzu ziemlich viel Leute. Ich habe auch schon einiges verkauft. Nun habe ich schon eine hübsche Summe auf der Bank; ich denke sie zu einem Aufenthalt in München oder Paris zu verwenden und etwa ein halbes Jahr an die Akademie zu gehen, vielleicht im nächsten Winter. (…)

Ich freue mich nun sehr auf unser Weihnachtsfest, das wird gewiss wieder schön. Nun wünsche ich Dir schöne Weihnachten, viele herzliche Grüsse von Deinem Bruno*

(Der Brief wurde dem 2019 im Suhrkamp Verlag erschienenen Band entnommen „Hermann Hesse: Mit dem Vertrauen, daß wir einander nicht verloren gehen können. Briefwechsel mit seinen Söhnen Bruno und Heiner. Herausgegeben von Michael Limberg in Zusammenarbeit mit Silver und Simon Hesse. 332 Seiten, ISBN 978-3 518-42905-1, 34 €.)

Das Aquarell von Bruno Hesse mit der Erläuterung „Die Alpen vom Oberbühlknubel aus, morgens um sechs, 24.8.1923“, das oben abgebildet ist, war sicherlich in der Ausstellung 1925 in Herzogenbuchsee zu sehen. Bruno hat seinem Vater 1923 in einem Brief ausführlich geschildert, wie das Aquarell entstanden ist nach einer frühmorgendlichen Wanderung auf den eine Stunde von der Oschwand entfernten Aussichtshügel. Der Brief ist in dem Bruno-Hesse-Buch auf S. 43 abgedruckt.

Zitat der Woche

„Man kann leicht Freunde erwerben, ich habe es damit selten schwer gehabt, aber Freunde, von denen man nicht einseitig, sondern quasi rundherum gekannt und verstanden wird, sind kaum zu finden.“

Aus einem Brief Hesses vom Juli 1937 an Thomas Mann