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Ausstellung in Montagnola zum Weltbürger Hermann Hesse

Meldung vom 12.09.2010

„Weltbürger - Hermann Hesses übernationales und multikulturelles Denken und Wirken“ ist der Titel einer Ausstellung die vom 18. September 2010 bis 1. Februar 2011 im Museum Hermann Hesse Montagnola zu sehen ist. Die Vernissage mit einer Einführung von Herbert Schnierle-Lutz (Calw) findet am Freitag, den 17. September, 18.30 Uhr, statt. Die Ausstellung wurde im Auftrag von Hermann Hesses Geburtsstadt Calw im Rahmen der Partnerschaft mit der Tessiner Gemeinde Collina d’Oro erstellt und von Herbert Schnierle-Lutz konzipiert. Sie wird nun erstmals in einer zweisprachigen Version gezeigt. Der Dichter, der aufgrund seines aus dem Baltikum stammenden Vaters 1877 als russischer Staatsbürger geboren wurde, bevor er 1883 die schweizerische, 1890 die deutsche und 1924 erneut die schweizerische Staatsangehörigkeit bekam, ließ sich zu keiner Zeit zu den Nationalismen verführen, die während seines Lebens zwei Weltkriege verursachten. Seine Herkunft aus einem von verschiedenen Ländern und Kulturen beeinflussten Elternhaus bewahrte ihn von vornherein vor national eingeengtem politischem Denken. Bereits im Ersten Weltkrieg erkannte er, dass Nationalismus eine Hauptursache für Unfrieden auf der Welt und zivilisatorischen Rückschritt war und ist. Wie die Ausstellung durch alle Epochen seines Lebens hindurch veranschaulicht, prägte diese Erkenntnis Hermann Hesses politisches Denken, welchem er immer wieder in Betrachtungen und Briefen Ausdruck verlieh. 1955 erhielt Hermann Hesse den angesehenen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner Dankesrede fasste er seine Vision einer friedvollen Gesellschaft wie folgt zusammen: „Die Überwindung des Krieges ist nach wie vor unser edelstes Ziel und die letzte Konsequenz abendländisch-christlicher Gesittung. […] Menschliche Kultur entsteht durch Veredelung tierischer Triebe in geistigere, durch Scham, durch Phantasie, durch Erkenntnis. Daß das Leben wert sei, gelebt zu werden, ist der letzte Inhalt und Trost jeder Kunst […] Daß Liebe höher sei als Haß, Verständnis höher als Zorn, Friede edler als Krieg, das muss ja eben dieser unselige Weltkrieg uns tiefer einbrennen, als wir es je gefühlt haben. […]Und es ist nicht nur der Völkerkrieg mit den Waffen, dessen Grauen und dessen Unsinn mir klar geworden waren. Es ist jeglicher Krieg, es ist jegliche Art von Gewalt und streitbarem Eigennutz, es ist jede Art von Geringschätzung des Lebens und von Missbrauch des Mitmenschen, was mir Sorge macht. Ich verstehe unter Frieden nicht nur das Militärische und Politische, sondern ich meine den Frieden jedes Menschen mit sich selbst und mit den Nachbarn, die Harmonie eines sinnvollen und liebevollen Lebens. Es bleibt mir zwar nicht verborgen, daß im rücksichtslos harten Arbeits- und Erwerbsleben des heutigen Alltags dies Ideal eines edleren und würdigeren Lebens den meisten wirklichkeitsfern erscheinen muss. Aber die Sache des Dichters ist es ja nicht, sich irgendeiner aktuellen Wirklichkeit anzupassen und sie zu verherrlichen, sondern über sie hinweg die Möglichkeit des Schönen, der Liebe und des Friedens zu zeigen.“

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919