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Ausstellung über Hermann Hesse und seinen jüngsten Sohn Martin in Gaienhofen

Meldung vom 08.07.2016

Von 24. Juli bis 1. November 2016 zeigt das Hesse Museum Gaienhofen eine neue Ausstellung "Mein lieber Brüdi" – Ein Dialog in Briefen zwischen Hermann Hesse und seinem Sohn Martin. Martin Hesse (1911-1968) war der jüngste der drei Söhne Hermann Hesses und von Beruf Fotograf; ihm sind auch viele der hochwertigen Fotos zu verdanken, die Hermann Hesses Bild überliefern. Das Museum Hesse Gaienhofen schreibt zu der Ausstellung: Der erstmals präsentierte Briefwechsel zwischen Vater Hesse und Sohn Martin umfasst die Jahre 1918 bis 1962. Sibylle Siegenthaler, die einzige Tochter von Martin Hesse, betreut zusammen mit ihrem Ehemann Hanspeter Siegenthaler den umfangreichen Nachlass ihres Vaters und stellt für die Ausstellung im Hesse Museum Gaienhofen zahlreiche Dokumente zur Verfügung, die ein neues Licht auf diese Vater-Sohn-Beziehung werfen. Martin Hesse ist der 3. Sohn des Schriftstellers und seiner Frau, der Basler Fotografin Maria (Mia) Bernoulli. Der erste überlieferte Brief des Vaters geht an den 7-jährigen Martin, der zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Erkrankung seiner Mutter bei einer Pflegefamilie in Kirchdorf bei Thun lebt. Die Ferien verbringen er und seine beiden Brüder Bruno und Heiner zuweilen bei der Mutter in Ascona. Martins Kontakt zum Vater, der 1919 nach Montagnola ins Tessin zieht, ist, trotz der räumlichen Distanz, durch Briefe und Besuche eng. Nach Schule und Lehre schreibt sich Martin Hesse 1932 zum Studium der Architektur am Bauhaus in Dessau ein, entdeckt für sich aber das Metier der Fotografie und beginnt eine Laufbahn als Berufsfotograf in Bern. Das Besondere des jetzt erstmals vollständig erfassten Briefwechsels zwischen Vater und Sohn liegt in der lebhaften gegenseitigen Zuwendung. Der Alltag, aber auch das Glück und die Nöte eines Heranwachsenden spiegeln sich in diesen sehr persönlichen Briefen, die zugleich auch Hermann Hesse von einer bisher unbekannten Seite zeigen: als Vater, der am Tun seines Sohnes aufrichtigen Anteil nimmt, sich um dessen solide Ausbildung bemüht, gleichzeitig aber auch um ein inniges Verhältnis kämpft, wenn er in einem Brief an Martin schreibt: "Es scheint von Dir zu mir ein weiter Weg zu sein – aber ich glaube fest, dass er immer kürzer wird und daß wir gute und aufrichtige Freunde sein werden. Denke daran, und schenke mir Vertrauen." Über viele Jahre hinweg entwickelt sich ein von gegenseitigem Respekt getragener Dialog. Die von den Kuratoren Ute Hübner und Günther Troll in Zusammenarbeit mit der Familie Siegenthaler ausgewählten Schriftstücke des Briefwechsels zwischen Vater und Sohn sowie die beigegebenen Dokumente, Aquarelle und Fotografien aus den Händen von Hermann und Martin Hesse erlauben Einblicke in eine über Jahre gewachsene Freundschaft. Und darüber hinaus gewinnt Martin Hesse mit dieser Ausstellung ein eigenständiges und klar umrissenes biografisches Profil. Die Ausstellung ist von 24. Juli bis 1. November 2016 dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Begleitveranstaltungen zur Ausstellung: Zwei Lesungen mit Hanspeter und Martin Siegenthaler Freitag, 23. September 2016, 17 Uhr, Museum Hesse Gaienhofen Aus Hermann Hesses Briefwechsel mit Sohn Martin Die Lesung beginnt mit dem ersten überlieferten Brief Hermann Hesses an seinen 7-jährigen Sohn Martin zu Weihnachten 1918. Hesse musste nach der Erkrankung seiner Frau Maria im Herbst 1918 seine drei Söhne Bruno, Heiner und Martin in fremde Obhut geben, und damit kommt die Korrespondenz, bedingt durch die räumliche Trennung, in Gang. Der letzte Brief dieser Lesung datiert vom Juli 1931. Zu diesem Zeitpunkt hat Martin seine Schulzeit hinter sich, seine Lehre als Bauzeichner erfolgreich abgeschlossen, die Rekrutenschule absolviert und ist 20 Jahre alt. Die Korrespondenz macht deutlich, dass sich Hermann Hesse trotz Trennung sowohl um seine Söhne als auch um seine später von ihm geschiedene Frau Maria kümmert. Sonntag, 9. Oktober 2016, 11 Uhr, Hesse Museum Gaienhofen Fortsetzung der Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Hermann und Martin Hesse Diese zweite Lesung gibt Einblick in Martins weiteren Lebensweg. Mit dem Wunsch nach einem Architekturstudium geht er mit Unterstützung des Vaters ans Bauhaus in Dessau. Am Bauhaus kommt er mit der Fotografie in Kontakt, kauft seinen ersten Fotoapparat und geht auf Reisen. Sein Bedürfnis, Fotograf zu werden, wird immer stärker. Beide Lesungen stellen für die Zuhörer nachvollziehbare Geschichten dar.   HSL

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910