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Beim "Gerbersauer Lesesommer" wird eine Kriminalgeschichte gelesen

Meldung vom 08.07.2014

In Hermann Hesses literarischem Städtchen „Gerbersau“, das seine Geburtsstadt Calw zum Vorbild hat, geht es zu wie im wirklichen Leben: Es wird geboren, geliebt, gestritten, gestorben, und es gibt auch Kriminelle. Über einen solchen und seinen Werdegang erzählt die Geschichte, die beim „Gerbersauer Lese­sommer“ am Freitag, den 11. Juli, um 19.30 Uhr im Saal des Landratsamtes in Calw gelesen wird.

Emil Kolb, der im Städtchen aufgewachsene Sohn eines Flickschusters, hat zunächst Glück im Leben: Er findet eine Lehrstelle in einem sehr angesehenen Handelshaus am Marktplatz und kommt gut voran. Doch dann steigt ihm der Erfolg zu Kopfe, und er meint, er müsse ein Herrenleben führen, für das er sich durch kleine, dann immer größer werdende Betrügereien das Geld verschafft. Schließlich wird er sogar zum Einbrecher, wobei er sich aber durch sein überhebliches Verhalten selbst entlarvt.

Wie bei vielen seiner Gerbersauer Geschichten hat Hermann Hesse auch hier aus realen Vorfällen in der Calwer Geschichte geschöpft: Sein Großvater Hermann Gundert notierte 1890 über diesen Fall: „Wir hörten von einem schweren Schlag, der unseren Schuhmacher Zahn, den frommen Mann, getroffen. Sein sechzehnjähriger Fritz, Schlosser­lehrling in Pforzheim, wurde bei einem sehr gewagten Einbruch ertappt, als er eine Kasse mit 800 Mark gestohlen ...“

Mit veränderten Namen und Schauplätzen sowie erzählerischen Ausschmückungen und Dramatisierungen gestaltete Hermann Hesse 1910 daraus seine Erzählung „Emil Kolb“. Sie wird im Landratsamt von Anja Haverland und Ulrike Möller gelesen, musikalisch umrahmt durch Andreas Hiller (Gitarre) und Johannes Hustedt (Querflöte).

Foto: Calwer Marktplatz um 1900

Eingestellt vom Kulturbüro Herbert Schnierle-Lutz

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910