Buch-Neuerscheinung: Chronik zum Leben von Hermann Hesses "japanischem" Vetter Wilhelm Gundert
Meldung vom 27.10.2025

Soeben ist ein Band mit einer kommentierten Chronik zum Leben und Werk des Japanologen Wilhelm Gundert (1880-1971) erschienen, der ein Vetter von Hermann Hesse war. Sein Vater war David Gundert (1850-1945), der jüngste Bruder von Hermann Hesses Mutter Marie (1842-1902). Für Hermann Hesse war er sein „liebster Vetter“, dem er 1922 den zweiten Teil seiner indischen Dichtung „Siddhartha“ widmete. Während der Zeit des Nationalsozialismus entzweiten sich die beiden Vetter allerdings, da sich Wilhelm Gundert in deren Ideologie verirrte. Aber als Gundert sich danach läuterte und in den 1950er-Jahren eine große Übersetzung des „Bi-yän-lu: Meister Yüan-wu’s Niederschrift von der Smaragdenen Felswand“, der „Bibel des Zen-Buddhismus“, ins Deutsche schuf, nahm Hesse wieder Kontakt mit ihm auf und besprach Gunderts Werk in einem Brief an seinem Vetter, der im Band 12 von Hesses „Sämtlichen Werken“ auf den Seiten 681-685 abgedruckt ist, mit „Dank und tiefer Verneigung“.
Die 172 Seiten umfassende „kommentierte Chronik“ „Der Japanologe Wilhelm Gunderrt (1880-1971) in Württemberg – Japan – Hamburg – Neu-Ulm“ wurde von dem in Neu-Ulm lebenden Bibliothekar Bernd Michael Köhler verfasst. Der Band ist über jede Buchhandlung unter der ISBN 978-3-384-68223-9 als Hardcover oder ISBN 978-3-384-68222-2 als Softcover oder ISBN 978-3-384-68224-6 als E-Book beziehbar oder auch direkt vom Verlag tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg unter www.shop.tredition.com.
In seinem Vorwort erläutert Bernd Michael Köhler zu dem Band:
„Wer sich mit Leben und Werk des Schriftstellers Hermann Hesse (1877-1962) befasst, wird früher oder später auch dessen „japanischen“ Vetter Wilhelm Gundert (1880-1971) kennenlernen. Gundert wird heute vor allem mit der Übersetzung des ‚Bi-yän-lu‘, eines Grundlagenwerks des chinesischen Zen-Buddhismus aus dem 12. Jahrhundert und eines Meisterwerkes der Weltliteratur, in Verbindung gebracht.
Gunderts wichtigste biografische Stationen waren Württemberg, wo er aufwuchs und studierte, Japan, wo er als Missionar und dann als Japanologe tätig war, Hamburg, wo er als Professor an der Universität in verschiedenen Funktionen dem NS-Staat diente und schließlich Neu-Ulm, wo sein großes Alterswerk, die Übersetzung des ‚Bi-yän-lu‘ entstand.
Ausgehend von Gunderts teilweise widersprüchlicher Biographie und seiner Bedeutung für Hermann Hesse schien es lohnenswert, aus der Fülle des ermittelbaren Materials zu Wilhelm Gundert eine Chronik zu erstellen, die Auskunft gibt über sein Leben und Werk und zu weiterer Lektüre anregen kann.
Für ein besseres Verständnis der NS-belasteten Vergangenheit Gunderts wurden die einschlägigen Daten und Fakten durch z.T. ausführliche Kommentare aus der Sekundärliteratur ergänzt. Auch die diesbezüglichen Einschätzungen von Hermann Hesse und Irmgard Yu-Gundert, einer Enkelin Gunderts, wurden aufgenommen.
Da Hermann Hesse wie sonst kaum jemand den herausragenden Kenner des ostasiatischen Zen-Buddhismus und überzeugten Nationalsozialisten kannte und dessen Denken und Handeln erfasste, sind in der Chronik erhellende Seitenblicke auf den Dichter und sein Werk eingefügt. Den familiär-freundschaftlichen Austausch (von Hesse während der Hitler-Diktatur unterbrochen) erlebten beide Vettern als inspirierend und bereichernd, mit Auswirkungen auf ihr jeweiliges Werk.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf Gunderts Wirken an seinem Wohnort Neu-Ulm gelegt. Hier schuf der Japanologe nicht nur in jahrelanger Arbeit eine dreibändige deutschsprachige ‚Bi-yän-lu‘-Edition, für diese Zeit ist auch ein nachhaltiges friedenspolitisches Engagement nachweisbar. (…)“
