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Buchneuerscheinung: Hermann Hesses "Kurgast", illustriert von Karin Widmer

Meldung vom 02.09.2025

Die Grafikerin Karin Widmer, eine Enkelin von Hermann Hesses ältestem Sohn Bruno, hat die vor 100 Jahren erschienenen Aufzeichnungen Hesses von einer Kur, die Thomas Mann bei der Lektüre „als wär’s ein Stück von mir“ empfand, mit einfühlsamen Illustrationen zu neuem Leben erweckt. Regina Bucher, die ehemalige Leiterin des Hesse Museums in Montagnola, hat den bibliophilen Band mit einem kundigen Nachwort versehen.

Im Prospekt zu dem bei der „Officina Ludi“ in Großhansdorf bei Hamburg erschienenen Werk heißt es dazu:

„Hundert Jahre nach Erscheinen der ersten Ausgabe des Buches „Kurgast“ im Jahr 1925 illustriert die Schweizer Grafikerin Karin Widmer die humorvollen und selbstironischen Aufzeichnungen ihres Urgroßvaters Hermann Hesse über seinen ersten Kuraufenthalt in Baden bei Zürich. Hesses satirische Beobachtungen über den Kurbetrieb im Allgemeinen, über seine Mitpatienten und auch über die eigenen Neurosen und Befindlichkeiten, sind auch heute nach 100 Jahren mit den Illustrationen seiner Urenkelin im Stil der 1920er Jahre ein großes Vergnügen beim Lesen und Betrachten.

Wie auch Thomas Mann in seinem berühmten Sanatoriums-Roman „Der Zauberberg“, der nahezu zeitgleich mit dem „Kurgast“ erschien, beschreibt Hesse die Gleichförmigkeit des Kuralltags zwischen den verordneten Anwendungen, auch beobachtet er seine Mitpatienten mit kritischem, aber auch humorvollem Blick. Und er staunt darüber, dass sie keineswegs zur gesunden Lebensweise und Ernährung angehalten werden. Denn zweimal täglich wird den Patienten im Kurhotel ein fünfgängiges Menü serviert. „Wer von uns Kurgästen wollte, neben den Bädern und Massagen, neben der Sorge und Langeweile auch noch Fasten und Kasteien ertragen? Nein, wir ziehen es vor, nur halb gesund zu werden und es dafür vergnüglicher und hübscher zu haben.“

Ein Kuraufenthalt kann nicht nur heil- und erholsam sein, sondern – zumindest zu Beginn – auch vorhandene Beschwerden verstärken. Das stellt der ischiasgeplagte Hesse schon bald nach seiner Ankunft im Schweizer Kurort Baden fest. Als Schriftsteller hat er sich zugleich vorgenommen, seine Erlebnisse während der Kur regelmäßig aufzuzeichnen, doch diese Protokolle werden bald zu einem Klagelied: über lärmende Zimmernachbarn, banale Gespräche im Speisesaal oder beim Tee im Kurhaus, über seltsame und aufdringliche Mitpatienten, den Kitsch in den Andenkenläden oder die süßliche Musik des Kurorchesters. Da er aber gleichzeitig seine eigenen Schrullen und Überempfindlichkeiten mit viel Selbstironie schildert – bis er sich schließlich mit dem Kurbetrieb insgesamt versöhnt und Frieden findet – sind diese humorvollen Aufzeichnungen nach wie vor ein Lesevergnügen.“

Hermann Hesse: Kurgast Illustriert von Karin Widmer. Mit einem Nachwort von Regina Bucher. 144 Seiten mit über 50 farbigen Federzeichnungen, Format 17,5 x 24,5 cm, Druck auf 120 g Naturpapier Salzer eos 1.5, Festband mit Fadenheftung. Officina Ludi, Großhansdorf 2025, Auflage 2.000 Exemplare zuzüglich 150 nummerierte und signierte Exemplare der Vorzugsausgabe im illustrierten Schuber mit einer beiliegenden signierten Grafik, als Giglée auf FineArt-Bütten gedruckt. Weitere 25 römisch nummerierte Luxusausgaben im geprägten Ganzleder-Handeinband enthalten neben der Grafik noch eine von der Künstlerin eigenhändig aquarellierte Strichätzung auf Bütten. Der Preis der Buchhandelsausgabe beträgt 24,80 €; die Vorzugsausgabe ist für 128 € erhältlich. Der Lederband kostet 360 € und kann nur direkt über die Officina Ludi bezogen werden. ISBN 978-3-946257-10-3 info@officinaludi.de, www.officinaludi.de

Zitat der Woche

„Der genialste Dirigent wird zum Schädling, wenn er sich zu wichtig nimmt.“

Aus Hesses Rezension „Notizen über Bücher“, 1930