Der Gemeinderat Gaienhofen billigt die 227.000 Euro teure Neugestaltung des Hesse-Museums
Meldung vom 31.07.2014


Der Gemeinderat von Gaienhofen ist sich einig: Ende Oktober beginnen die Umbauten des Herrmann-Hesse-Museums in der Kapellenstraße. Zum Saisonauftakt 2015 sollen die ehemaligen Wohnräume des Literatur-Nobelpreisträgers neu eröffnet werden. Bis auf eine Enthaltung bewilligten die Mitglieder des Rates die finanziellen Mittel zur Umsetzung des Siegerentwurfes der Hochschule Konstanz für die Umgestaltung des Museums. Die Räte stellten hierfür 229 000 Euro bereit. Ursprünglich waren 120 000 Euro veranschlagt. Die Mehrkosten werden durch die Wüstenrot Stiftung und die Marbacher Arbeitsstelle für literarische Museen gestützt. Die fehlenden 55 000 Euro sollen im Haushaltsjahr 2015 der Gemeindekasse entnommen werden. Vor einem Jahr hatte der Gemeinderat den Auftrag für die Neugestaltung des Museums an die Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) vergeben. Die Ergebnisse des Ideen-Wettbewerbes der Masterstudiengänge wurden im Februar im Sitzungssaal des Rathauses vorgestellt. Unter der Leitung des Konstanzer Hochschul-Professors Eberhard Schlag setzt ein Team von fünf Studenten der Fachbereiche Architektur und Kommunikationsdesign den Siegerentwurf mit dem Arbeitstitel „Scheinbar idyllisch“ um. Als stilistisches Mittel werden Raumzitate die gesamte Ausstellung durchdringen. Originaltöne von Hermann Hesse sollen die Besucher durch die einzelnen Räume ziehen. Der Literat wird als Wanderer gezeigt, wobei Gaienhofen als ein Aufenthaltsort von vielen dargestellt wird. Die Ausstellung möchte den widersprüchlichen Charakter von Hermann Hesse hervorheben. Im Schreibzimmer finden die Besucher kleine Gucklöcher mit persönlichen Gegenständen. Sie sollen seine Besonderheiten untermalen und stellen den Schreiber als einen Individualisten vor. Videoproduktion unterstützen die szenischen Stimmungen für die Gäste. Im letzten Raum symbolisiert ein Seekoffer seine Flucht aus der scheinbaren Idylle am Untersee. „Hinter der Konzeption steht ein hohes Engagement der Studenten“, kommentiert Bürgermeister Uwe Eisch die Vorstellung des Projektes. Sie werde das in die Jahre gekommene Museum in eine moderne Ausstellung hineinführen. „Durch das neue Otto-Dix-Museum haben wir eine große Konkurrenz bekommen“, führte er fort. Das alte Hesse-Museum werde hierzu in großem Kontrast stehen, ersuchte er den Rat um die Zustimmung zur Neugestaltung des Museums. Der Professor der Hochschule, Eberhard Schlag, hob die Lebendigkeit der zukünftigen Ausstellung hervor. Für die baulichen Maßnahmen und die Elektroinstallation veranschlagt er rund 30 000 Euro. Die Ausstellungsbauten selbst kosten 80 000 Euro. Für Medienhardware, Lichttechnik und Grafikproduktionen werden rund 63 000 Euro benötigt. Die Leistungen der Hochschule beziffert er auf 53 000 Euro. „Wir haben das Projekt genau kalkuliert und gehen davon aus, dass die Zahlen passen“, beruhigte er die Anfragen der Gemeinderäte: „Mit dem Umbau des Museums bewegen wir uns im unteren Kostenrahmen.“ Seit 15 Jahren sammele er Erfahrungen. Die baulichen Maßnahmen beginnen im Herbst und seien bis Weihnachten abgeschlossen. Im neuen Jahr könnte man mit den Einbauten beginnen. Die Eröffnung des szenisch neu gestalteten Wohnhauses sei für den April 2015 vorgesehen. Autor und Gestalter Hermann Hesse mietete von 1904 bis 1907 ein altes Bauernhaus für seine Familie, ehe er sich 1907 ein eigenes im „Erlenloh“ erbauen ließ. Seit 1993 ist das erste Wohnhaus Hesses für die Öffentlichkeit zugänglich. Der für sein Arbeitszimmer konzipierte Schreibtisch des Dichters stellt eine Besonderheit des Hermann-Hesse-Hauses dar. Die Hochschule Konstanz für Technik, Wirtschaft und Gestaltung legt während des Studiums ihren Schwerpunkt auf die praxisnahe Umsetzung von angewandten Projekten. Auf der weltgrößten Messe für Beleuchtungstechnik „Light and Building“ in Frankfurt entwarfen und bauten Studenten der Hochschule einen Showroom für LED und Lichttechnik. Ein von ihnen konzipiertes Nullenergie-Haus nahm an internationalen Wettbewerben teil und errang vordere Platzierungen. Quelle: www.suedkurier.de