• Change Language:
  • English version is coming soon.

Der Vagabund Knulp erkundet Gerbersau

Meldung vom 28.07.2011

Seit einem Jahr begrüßt auf dem Sparkassenplatz der Vagabund „Knulp“ die Passanten, die vom ZOB über die Marktbrücke kommend die Calwer Altstadt betreten. Er mustert sie freundlich und auch ein wenig neugierig. Was es mit diesem Vagabunden auf sich hat, ist am Freitag, den 29. Juli, um 19.30 Uhr zu erfahren bei einer musikalisch umrahmten Lesung in der Sparkasse, vor deren Eingang die Knulp-Statue steht. „Knulp“ ist von den vielen Personen, mit denen Hermann Hesse seinen Calw nachgebildeten poetischen Ort „Gerbersau“ bevölkert hat, eine der wichtigsten. Hesses ältester Sohn Bruno berichtete einst, dass sein Vater, als er mit ihm 1931 zum ersten Mal Calw besuchte, ihm in der Stadt mehr von den Schauplätzen der Knulp-Erzählungen gezeigt habe, als von den Spielplätzen seiner Kinderzeit.Mit dem Edelvagabunden, der das freie Leben der Sesshaftigkeit vorzieht, hat Hermann Hesse für sich eine Sehnsuchtsfigur geschaffen, die ihn entlastete, sobald ihn selbst die Bürden der Sesshaftigkeit drückten. In ihm hat er die Utopie eines freien Lebens gestaltet. Sein Karl Eberhard Knulp besucht immer wieder seine Heimatstadt Calw bzw. „Gerbersau“. „Diesen Zugvogel, der ständig unterwegs war, trieb eine merkwürdige Heimatliebe immer wieder zurück. Schnuppernd flanierte er dann durch die Gassen der Stadt, den Filzhut etwas nach hinten gedrückt ...“, heißt es in der Erzählung. (In dieser Haltung hat ihn auch der Bildhauer Friedhelm Zilly gestaltet.) Er betrachtet sich dabei alles in der Stadt genau, lässt seine Kleidung in Ordnung bringen, kokettiert ein wenig mit der Sesshaftigkeit, zieht dann aber doch wieder weiter, um ungebunden zu bleiben. Lesen werden Karin Huber und Markus Anders. Die musikalische Umrahmung übernimmt das Duo Andreas Hiller (12-saitige Gitarre) und Johannes Hustedt (Querflöte).

Zitat der Woche

„Der Reiche könnte wohl, aber er kann nicht.“

Aus Hermann Hesses Betrachtung „Kleine Freuden“, 1899