Deutsch-italienische Lesung aus Hermann Hesses "Kurgast" im Rahmen der Partnerschaft der Hesse-Gemeinden Calw und Collina d'Oro
Meldung vom 23.05.2016


Zum neunten Mal seit Begründung der Partnerschaft 2008 brachte Hermann Hesses Geburtsstadt Calw eine Hesse-Veranstaltung in die Tessiner Wahlheimat des Dichters auf der Collina d’Oro. Die Bürgermeister der Gemeinden, Sabrina Romelli und Ralf Eggert, begrüßten in Montagnola im Saal des Museo Hesse die stattliche Zuhörerschaft, unter der sich auch die Kulturbeauftragten der Gemeinden, Francesco Hurle und Hans-Martin Dittus, sowie der Präsident der Montagnoleser Hesse-Stiftung Marc Andreae befanden. Museumsleiterin Regina Bucher und Programmgestalter Herbert Schnierle-Lutz führten in das deutsch und italienisch vorgetragene Programm „Auf Kur mit Hermann Hesse“ ein, das die Calwer Delegation quasi als passendes Geschenk aus dem als „Bäderkreis“ bekannten Landkreis Calw mitgebracht hatte. Den deutschen Part las die vom „Gerbersauer Lesesommer“ bekannte Stuttgarter Sprecherin Luise Wunderlich, und den italienischen der in Collina d’Oro wohnende Schauspieler und Regisseur Antonio Ballerio. Als „Kurkapelle“ fungierten die Calwer Musikschullehrer Renate Laich-Knausenberger und Steffen Haß mit Klavier und Saxophon. Die beschwingte Musik fand ebenso den Beifall der Zuhörer wie die ausdrucksvoll vorgetragenen Lesepassagen aus Hermann Hesses mit viel Humor verfassten Aufzeichnungen von seinen Badekuren, denen er sich in der zweiten Lebenshälfte immer wieder unterziehen musste, um seine ischiatischen Beschwerden zu lindern. Die amüsanten Schilderungen in seinem Buch „Kurgast“, in denen er die Freuden und Tücken des Kurbetriebs mit Ironie und Selbstironie analysierte, hatten bereits 1925 den Beifall von keinem Geringeren als Thomas Mann gefunden, der an Hermann Hesse schrieb, er empfinde dieses Buch „als sei’s ein Stück von mir.“ Wehmütig wurde die Stimmung im Saal, als einer Künstlerin gedacht wurde, welche die Austauschveranstaltungen zwischen Calw und Montagnola in den vergangenen Jahren immer wieder bereichert hatte. Die Pianistin Fiona Albek, die mit ihrer Zwillingsschwester Ambra an der Violine das Calwer Publikum mehrfach begeistert hat, ist vor kurzem im Alter von 39 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Renate Laich-Knausenberger spielte ihr zum Gedenken die „Vocalise“ von Sergei Rachmaninow, die Fiona Albek selbst im letzten Jahr noch auf dem Flügel in der Calwer Aula bei einer von der Gemeinde Collina d’Oro nach Calw gebrachten Hesse-Veranstaltung gespielt hatte. Foto: Antonio Ballerio und Luise Wunderlich bei der deutsch-italienischen Lesung aus Hermann Hesses „Kurgast“. Kulturbüro HSL, 23.5.2016