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Die Calwer Hermann-Hesse-Stiftung feiert ihr 25-jähriges Bestehen

Meldung vom 13.11.0000

Annette Selter-Gehring

In Anlehnung an die Novelle „Novembernacht“ von Hermann Hesse, feierte die Calwer Hermann-Hesse-Stiftung, die vor 25 Jahren gemeinsam von der Kreissparkasse Calw und dem Südwestfunk (SWF) Baden-Baden gegründet wurde, Jubiläum. Die Sparkasse Pforzheim Calw und der Südwestrundfunk (SWR), die heute die Stiftung tragen, hatten dazu in die Kundenhalle der Sparkasse in Calw eingeladen, das Jubiläum mit Lesungen des aktuellen und ehemaliger Stipendiaten sowie musikalischen Beiträgen der Gewinnerin der Sonderauszeichnung des Panikpreises 2014 der ebenfalls in Calw beheimateten Udo-Lindenberg-Stiftung zu begehen.

Seit 1989 wird alle zwei Jahre der mit 15.000 Euro dotierte Calwer Hermann-Hesse-Preis im Wechsel an eine deutschsprachige Literaturzeitschrift oder einen Übersetzer der Werke Hermann Hesses verliehen. Außerdem ermöglicht die Stiftung seit 1995 mit dem Hesse-Stipendium jährlich drei Autoren einen Arbeitsaufenthalt in der „Dichterklause“ am Calwer Marktplatz. Mit Thomas Böhme (auf dem Bild links im Gespräch mit Thomas Vogel) weilt aktuell der 50. Stipendiat in Calw. Im Rahmen der Jubiläumsfeier legte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Dr. Andreas Narr, Leiter des SWR-Studios Tübingen, den rund 150 Jubiläumsgästen das Buch „Die schönste Stadt ist Calw an der Nagold“ ans Herz, eine Anthologie mit 30 Texten von Stipendiaten mit Bezug zu Calw und Hesse.

Andreas Narr bezeichnete die Stiftung als eine „Plattform für deutschsprachige Übersetzer und Schriftsteller“. Die Auswahl der Stipendiaten und Preisträger sei für die Findungskommission mit ihrer Vorsitzenden Jutta Bendt, Leiterin der Bibliothek des Literaturarchivs Marbach, Ute Hübner vom Hesse-Museum in Gaienhofen, Christa Linsenmaier-Wolf vom Kulturamt Fellbach, dem Schriftsteller und Übersetzer Tobias Scheffel und der Kulturlredakteurin des SWR, Ruth Jakoby sowie den Beratern Thomas Vogel und Egbert-Hans Müller keine leichte Aufgabe. Narr würdigte die fachliche Kompetenz und Gewissenhaftigkeit mit der die Kommission sich dieser Herausforderung stelle und so gewährleiste, dass Preis und Stipendium einen bedeutenden Beitrag zur literarischen Kultur in Deutschland leisten.

Mit den ehemaligen Stipendiaten Petra Morsbach (2000) und Otto A. Böhmer (2013) sowie Thomas Böhme, der die Dichterklause derzeit bewohnt, wurde ein kleiner Ausschnitt aus 25 Jahren Hermann-Hesse-Stiftung bei der Jubiläumsfeier lebendig. Thomas Vogel, selbst Schriftsteller und langjähriger Redakteur des SWR, stellte in unterhaltsamen Interviews die Stipendiaten vor, die in kurzen Lesungen, beziehungsweise Filmausschnitten, einen Einblick in ihre Arbeiten gaben. Thomas Böhme las aus einem unveröffentlichten Manuskript, das bisher den Arbeitstitel „Calwer Sinclairiaten“ trägt und vom Pfadfinden und strammen Waden, Gelben Rauten und dem Kreuz mit den Kreuzungen erzählte. Otto A. Böhmer erinnerte sich daran, dass sein Aufenthalt in den langen und harten Winter 2013 fiel, was dazu führte, dass sein Aufenthalt in der heiteren Novelle „Calwer Frühling“ mündete. „Das Buch ist mir unter den Fingern hervorgewuchert“, sagte Böhmer. Die Autorin und Theaterregisseurin Petra Morsbach präsentierte Ausschnitte aus ihrem vielschichtigen Film „Schneetreiben“ über den österreichischen Schriftsteller Adalbert Stifter (1805 bis 1868).

Musikalisch bereicherte die diesjährige Trägerin des Panik-Sonderpreises der Udo-Lindenberg-Stiftung, Stephanie Hill, die Jubiläumsfeier. Der Preis geht an junge Songwriter für die musikalische Umsetzung von Hesse-Texten. Hill studiert unter anderem englische Literatur und singt seit ihrer Kindheit. Im Rahmen des Jubiläums der Hesse-Stiftung sang sie unter anderem ihr Lied „Für Ninon“, für das sie den Sonderpreis erhielt.

Wer sich einen detaillierten Einblick in die Arbeit der Stiftung und vor allem die Stipendiaten verschaffen möchte, den verwies Museumsleiterin Felicitas Hartmann auf das Stipendiaten-Zimmer im Hesse-Museum in Calw. Hier finden sich ausgewählte Werke aller Stipendiaten. Nicht fehlen durften zum Abschluss des Jubiläumsabends Worte des Namensgebers der Stiftung. Andreas Narr zitierte aus dem Gedicht „Bücher“, das Hermann Hesse 1918 schrieb.

Text und Bild: Annette Selter-Gehring

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919