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Dokumentation der Freundschaft zwischen Hermann Hesse und Thomas Mann

Meldung vom 05.06.2005

Das Jahr 2005 ist auch ein Jahr der Erinnerung an Thomas Mann, der vor 130 Jahren geboren wurde und vor 50 Jahren starb. Mit dem Autorder "Buddenbrocks" ist Calw auf besondere Weise verbunden: Hermann Hesse pflegte einen intensiven Austausch mit Thomas Mann. Aus diesem Anlass hat Herbert Schnierle-Lutz für das Hesse-Museum eine Dokumentation zur Freundschaft der beiden Literaturnobelpreisträger erstellt. Diese wird am Sonntag, 5. Juni 2005 Uhr um 10.30 Uhr eröffnet.   Bei der Vernissage wird kein Geringerer als Volker Michels, Herausgeber der Werke Hesses, zum Thema "Spitzbübischer Spötter und Treuherzige Nachtigall: Thomas Mann und Hermann Hesse. Zur Genese einer Freundschaft" sprechen. Einen "spitzbübischen Spötter" nannte Hermann Hesse einmal Thomas Mann in einer Buchbesprechung. Mit der Bemerkung, Hesse sei eine "Nachtigall unter lauter Spatzen" revanchierte sich Mann postwendend. Diese scharfzüngigen, zugleich aber freundschaftlichen Neckereien charakterisieren das Verhältnis der beiden, welches nach einer Aussage Thomas Manns "seine Nahrung so gut aus Verschiedenheiten wie aus Ähnlichkeiten zog".   In der Vergangenheit wurde immer wieder versucht, die beiden Schriftsteller auseinander zu dividieren, indem etwa von der Literaturwissenschaft Thomas Mann akademischer Rang zuerkannt wurde, während man Hermann Hesse in die Ecke des "Populärschriftstellers" zu stellen versuchte. Sowohl Thomas Mann als auch Hermann Hesse haben sich diesen Versuchen stets entgegengestellt. Beide haben ihrer großen Wertschätzung für das Werk des anderen immer wieder deutlichen Ausdruck verliehen: So hat Thomas Mann in seiner Würdigung zu Hesses 60. Geburtstag bekannt, dass es von Hesse Werke gebe, "die ich lese und empfinde, als wär's ein Stück von mir".   All dies und wie sich die Freundschaft vom ersten Kennenlernen 1903 über die gemeinsamen Engadin-Urlaube in der 20er Jahren und das solidarische Zusammenrücken gegen die Nazi-Barbarei in den 30er Jahren entwickelte, wird die kleine Ausstellung von Herbert Schnierle-Lutz dokumentieren und der von dem Calwer Pianisten Volker Hill umrahmte Vortrag von Volker Michels am 5. Juni vertiefen.   Die Dokumentation ist während der üblichen Öffnungszeiten des Hesse-Museums, Dienstag bis Sonntag von 11 - 17 Uhr, zu besichtigen. Ende der Ausstellung ist am 12. August 2005, dem 50. Todestag von Thomas Mann. An diesem Tag findet im Saal des Museums eine Lesung aus dem Briefwechsel der beiden Nobelpreisträger, die von der Pianistin Renate Laich-Knausenberger musikalisch begleitet wird.

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919