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Ein zu Recht viel Gelobter

Meldung vom 27.11.2002

„Ein zu Recht viel Gelobter, und dies sogar bei uns im Schwäbischen, wo loben, im Gegensatz zum Danken, eher unüblich ist", leitete Dr. Hubert Locher seine Laudatio auf Prof. Dr. Drs. h.c. Bernhard Zeller ein. Der Gründungs-Vorsitzende des Stiftungsvorstands der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung, wurde auf Schloss Friedrichshafen nach zwölfjähriger Amtszeit feierlich verabschiedet und zugleich zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Tübingens Alt-OB Dr. Eugen Schmid wurde zum neuen Vorsitzenden der Hesse-Stiftung, getragen von Kreissparkasse und SüdwestRundfunk, gewählt. Hochkarätige Festgäste, allen voran der Hausherr Carl Herzog von Württemberg, verliehen der Verabschiedung Glanz. Calws OB Werner Spec überreichte Zeller eine verkleinerte Nachbildung der Tassotti-Hesse-Statue.   Dr. Hubert Locher, ehemaliger Hörfunkdirektor des Südwestfunks Baden-Baden, erinnerte an die Entstehungsgeschichte der Stiftung. Dr. Wolfgang Sannwald, "der Mann der großen Entwürfe", Jürgen Teufel, "ein Mann der Zahlen, der Fakten, des nüchternen Kalküls", und er selbst hatten sich an einem Sommerabend 1985 in einem Gartenlokal in Bad Liebenzell getroffen. Und die beiden Calwer Abgesandten waren so überzeugend, dass Dr. Locher spontan die Mitwirkung des Senders zusagte. Freilich ohne die Zustimmung des Intendanten und der Betriebsleitung zu haben, wie er der amüsierten Festversammlung in Friedrichshafen gestand. Es sei eben sehr viel „Idealismus, Leidenschaft und Gottvertrauen“ vorhanden gewesen. Schnell waren in Carl Herzog von Württemberg, Bernhard Zeller und dem langjährigen Tübinger Unipräsidenten Theis starke Helfer gefunden. Die längst wohl positionierte Hesse-Stiftung verrichtete ihre Arbeit dank ihres Vorsitzenden Zeller „mit Akribie und Sorgfalt, abseits literarischer Tagesmoden, ohne Vetterleswirtschaft und laute Effekthascherei.“ Bernhard Zeller habe stets „mit sanfter Hand und fester Stimme regiert. Und wir alle sind ihm gefolgt. Wir respektierten seine Fachkenntnisse, wir profitierten von seinem Wissen, wir akzeptierten die Abgeklärtheit des Alters.“ Die Schönheit der deutschen Sprache ohne Amerikanismen wurde der festlichen Versammlung in der Dankesrede des Gründers des Deutschen Literaturarchivs in Marbach deutlich. Nach den vielen Lobesworten seiner Vorredner bemerkte Zeller, auf Schillers Essay über Anmut und Würde Bezug nehmend, „dass sich dann, wenn sich die Pflicht und die Neigung zusammenfinden, sich also die Neigung gleichsam mit der Pflicht identifiziert, simpler gesamt, wenn man das gerne und mit einigem Erfolg tut, was einem zu tun aufgetragen ist, dass dann der Verdienst als solcher so selbstverständlich wird, dass er keines lobenden Wortes bedarf.“ Der freiwillige Rückzug vom Amt des Vorsitzenden geschehe „aus der Erfahrung und dem Wissen, dass gut funktionierende Einrichtungen sich ihre Dauer durch den Wechsel zu sichern haben. Im Vorwärts- und Weiterschreiten, ganz im Sinne Hesses, im Wandel und in der Bewegung, wahrt und bewährt sich das Beständige, das, was Bestand haben soll.“ Am 80. Geburtstag des Nobelpreisträgers hatte Bernhard Zeller Hesse noch persönlich in Montagnola kennen gelernt. „Hesse sprach mit tiefer Stimme ohne Eile, ja bedächtig, und unterstrich die Sätze mit etwas schwerfälligen, zuweilen rührend wirkenden Gebärden“, schilderte Prof. Zeller in seinen „Marbacher Memorabilien“. Carl Herzog von Württemberg bescheinigte dem langjährigen Direktor des Schiller-Nationalmuseums, seine Amtszeit bei der Hesse-Stiftung dürfe man schon heute als „Ära Zeller“ bezeichnen. An Zellers Nachfolger Dr. Eugen Schmid gewandt, meinte der Herzog: „ich bin sicher, dass sie viele Akzente setzen werden. Sie können auf eine gute Grundlage aufbauen.“ Calws OB Werner Spec verneigte sich vor der „Kompetenz und Persönlichkeit“ Bernhard Zellers.

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919