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Farbe ist Leben - Ausstellung vom 29.05. bis 25.09.2011 in Kleinsassen

Meldung vom 25.05.2011

Mitten im Ersten Weltkrieg und als Selbsthilfe während der gefährlichsten Zeit seines Lebens im Alter von fast vierzig Jahren hatte er zu malen begonnen. Zunächst illustrierte er Handschriften eigener Gedichte und verkaufte sie als bibliophile Kuriositäten an Liebhaber, um Geld für seine Kriegsgefangenenfürsorge zu erschließen, nach dem Krieg und während der Inflationsjahre aber um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. „Jetzt wo die Geldverhältnisse mich als Dichter fast brotlos machen“, schreibt er 1920 in einem Brief, „beginne ich von der Malerei zu leben“. Darüber hinaus war das Malen für Hesse „eine Art von Ausruhen, eine Befreiung von der verfluchten Willenswelt und ein Mittel, um Distanz von der Literatur zu gewinnen“. „Nicht, dass ich mich für einen Maler hielte“, schrieb er 1925, „aber das Malen ist wunderschön. Man hat nachher nicht wie beim Schreiben schwarze Finger, sondern rote und blaue.“ Nach autodidaktischen Anfängen mit gedämpften Temperatönen erweitere sich Hesses Aquarellpalette seit seiner Übersiedlung in die farbenfrohe, südliche Landschaft des Tessins um die leuchtende Skala des Expressionismus. Louis Moilliet, der gemeinsame Malerfreund Hesses und August Mackes, eine Hauptfigur in Hesses expressionistischer Malernovelle „Klingsors letzter Sommer“, hat wohl viel zu Hesses handwerklicher Perfektionierung beigetragen. Von den vielen hundert Aquarellen, die er im Laufe der Zeit seines Lebens gemalt hat, ungeachtet tausender mit kleinen Aquarellen versehener Briefe, zeigt die Ausstellung in der Kunststation Kleinsassen eine äußerst umfangreiche und charakteristische Auswahl und liefert den Beweis für Hesses Briefnotiz von 1920: „Sie werden sehen, dass zwischen meiner Malerei und Dichtung keine Diskrepanz herrscht, dass ich auch hier nicht der naturalistischen, sondern der poetischen Wahrheit nachgehe.“Eröffnung an diesem Sonntag Kurator der Ausstellung ist Günther Troll. Die Ausstellung „Farbe ist Leben“ wird am Sonntag, 29. Mai, um 11 Uhr durch Volker Michels, den Herausgeber sämtlicher Hesse-Werke, eröffnet. Sie ist bis zum 25. September zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Michels wurde 1943 geboren, er verbrachte seine Schulzeit mit Abitur im Jahr 1962 an der Schule Schloss Salem. Danach studierte er Medizin und Psychologie in Freiburg und Mainz. Seit 1970 ist er Lektor für deutsche Literatur und Herausgeber zahlreicher Autoren und Editionen im Suhrkamp und Insel Verlag, Frankfurt am Main. Er widmete sich besonders der Publikation der nachgelassenen Schriften, Briefe, der politischen und kulturkritischen Schriften von Hermann Hesse sowie Materialienbände zu den Hauptwerken und der zwanzigbändigen Ausgabe sämtlicher Hesse-Werke. Darüber hinaus initiierte und betreute er Werkausgaben von Schriftstellern wie Ernst Weiß, Robert Walser, Martin Beheim-Schwarzbach, Friedrich Michael, Ernst Penzoldt und Stefan Zweig. Die Bibliografie der von Volker Michels herausgegebenen Bücher umfasst mehr als 50 verschiedene Titel, die von Autoren des 18. Jahrhunderts bis zu Autoren der Gegenwart reicht. 1990 hat er im Auftrag des Deutschen Literaturarchivs Marbach und Hermann Hesses Geburtsstadt Calw dort das bisher größte Museum konzipiert und eingerichtet, das diesem Dichter gewidmet ist. Kunststation KleinsassenAn der Milseburg 236145 Hofbieber-Kleinsassen (Rhön)www.kleinsassen.de Quelle: mainpost.deAutor: Volker MichelsSM

Zitat der Woche

„Der Reiche könnte wohl, aber er kann nicht.“

Aus Hermann Hesses Betrachtung „Kleine Freuden“, 1899