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Gerbersauer Lesesommer 2010 erfolgreich

Meldung vom 10.08.2010

Der Mann mit dem sommerlichen Strohhut und dem verschmitzten Blick durch die runden Brillengläser, der von Programmflyern sowie den Stelen an den Stadteingängen grüßte, machte neugierig. Und so konnte der „Gerbersauer Lesesommer“, bei dem aus Hermann Hesses Calwer Erzählungen und Erinnerungen gelesen wird, erneut steigende Besucherzahlen verzeichnen. Im achten Jahr seines Bestehens erlebten rund 600 Hesse-Interessierte die sechs musikalisch umrahmten Lesungen. Außerdem kamen über 150 Schüler der beiden Calwer Gymnasien und der Realschule in den Genuss einer Lesung aus Hesses Kindheitserinnerungen. Bei den Literarischen Stadtspaziergängen auf Spuren des Dichters hatte Lesesommer-Organisator Herbert Schnierle-Lutz bis zu 50 Interessierte im Gefolge. Bewährt hat sich, dass für die Lesungen neue geräumigere Spielstätten gewählt wurden, nachdem im Vorjahr der Saal des Hesse-Museums mehrfach an seine Kapazitätsgrenze stieß. Die feierliche Auftaktveranstaltung zu Hesses Geburtstag fand in der Stadtkirche mit Beteiligung der Aurelius-Sängerknaben statt, die neu vertonte Hesse-Gedichte sangen. Der Komponist Prof. Immo Schneider war dazu eigens von der Westküste der USA angereist und sichtlich angetan von den gesanglichen Leistungen der Calwer Knaben. Einziger Schwachpunkt der gelungenen Veranstaltung war, dass die Tontechnik die Akustik der Kirche falsch einschätzte bzw. zu viele Zuhörer sich zu weit nach hinten ins Kirchenschiff setzten und so den Gesang und die Lesung nicht optimal hören konnten. Eine rundum perfekte Veranstaltung war das Gastspiel des Lesesommers im großen Saal des Landratsamtes. Die Sängerin Karin Oehler, die begleitet von dem Kontrabassisten Paul Müller Hesse-Vertonungen vortrug, fand ebenso begeisterten Anklang beim zahlreichen Publikum wie die Sprecher Ulrike Goetz und Rudolf Guckelsberger. Bereits jetzt ist für nächste Jahr wieder eine Kooperation mit dem Landratsamt abgesprochen. Wieder zum Einsatz kommen wird sicherlich auch der neue Spielort Kursaal Hirsau, auf dessen Terrasse bei schönstem Wetter vor über 120 Besuchern Hesses Hirsauer Erinnerungen gelesen wurden, umrahmt vom gut gelaunten Hesse-Streichquartett.Ebenfalls bewährt hat sich der Saal im Andreä-Haus, der als Regenwetteralternative zum Musikschulplatz diente. Hier berührte Hesses „Calwer Tagebuch“ mit seinen kleinen pointierten Geschichten die zahlreichen Besucher.Sicherlich 100 Karten oder mehr hätten für die Werkstatt-Lesung in der Turmuhrenfabrik Perrot in Calw-Heumaden verkauft werden können, die bereits Wochen zuvor ausverkauft war. Aufgrund der räumlichen Bedingungen konnten aber nur knapp 50 Besucher in den Genuss der Lesung und der Gitarrenmusik von Birgit Zacharias und Helmut Rauscher kommen. Bis auf den letzten Stuhl war schließlich der Saal im Museum bei der Abschluss-Lesung zu Hermann Hesses Todestag besetzt. Viele Besucher verabschiedeten sich danach mit einem „Wir freuen uns schon auf den nächsten Gerbersauer Lesesommer“. Nach seinen Wünschen für den kommende Lesesommer befragt, antwortete Organisator Herbert Schnierle-Lutz: „Dass noch mehr Calwer kommen und entdecken, welch wunderbare Einblicke in die Geschichte der Stadt und ihr Lokalkolorit Hermann Hesse überliefert hat.“

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919