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Gerbersauer Lesesommer mit "Demian":

Meldung vom 13.07.2019

Erpressung unter Jugendlichen scheint ein Thema der heutigen Zeit zu sein. Doch Hermann Hesse hat es bereits in seinem vor genau 100 Jahren erschienenen Roman „Demian. Die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend“ thematisiert. Aus diesem Roman, der zudem Calwer Schauplätze hat, wird beim "Gerbersauer Lesesommer" am Freitag, den 19. Juli, um 19.30 Uhr im Foyer der Sparkasse in Calw gelesen. Der Schauplatz der ersten Szene des Romans ist zweifellos von Hermann Hesses Jugendheimat inspiriert: Einige Buben sitzen unter einem Bogen der Calwer Nikolausbrücke und erzählen sich gegenseitig Heldentaten. Der zehnjährige Emil Sinclair, ein Außenseiter aus gutem Hause, will auch mittun und prahlt mit einer erlogenen Geschichte über einen dreisten Diebstahl, worauf Franz Kromer, der zwei Jahre ältere Anführer der Bande, dies ausnutzt, um Emil Sinclair zu erpressen. In der Folge erzählt Emil seine Geschichte als Erpressungsopfer, die er mit dem mitleidslosen Kromer erleidet, bis ihn schließlich der geheimnisvolle Max Demian rettet. Der Roman „Demian“ ist vor genau 100 Jahren erschienen und erregte wegen seiner modernen Psychologie, mit der er die Frage der Selbstwerdung anging, viel Aufmerksamkeit. So auch bei Thomas Mann, der beim Verlag sofort nachfragte, wer ihn geschrieben habe, da Hermann Hesse ihn unter dem Pseudonym Emil Sinclair veröffentlichte hatte: „Sagen Sie mir bitte: Wer ist Emil Sinclair? Sein „Demian“ hat mir mehr Eindruck gemacht, als irgend etwas Neues seit langem. Das ist eine schöne, kluge, ernste, bedeutende Arbeit.“ Erst nach Monaten wurde Hermann Hesses Autorschaft entlarvt, weil aufmerksamen Leserinnen Ähnlichkeiten in den Schauplätzen und im Stil mit seinem früheren Roman "Unterm Rad" aufgefallen waren. Lesen werden Anna Greiter und Benedikt Schregle, die Sprecher beim Bayerischen Rundfunk sind. Die musikalische Umrahmung gestaltet das Gitarren-Duo Helmut Rauscher und Birgit Zacharias.

Zitat der Woche

„Was des einen Mensch Schatz und Weisheit ist, klingt den andern immer wie Narrheit.“

Aus Hermann Hesses Erzählung „Die Morgenlandfahrt“, 1930/31