• Change Language:
  • English version is coming soon.

"Hermann Hesse - Farbe ist Leben"

Meldung vom 13.03.2003

Der Maler Hermann Hesse   In der Zeit des Ersten Weltkrieges hat der damals vierzigjährige Hesse seine ersten Aquarelle gemalt. Die Malerei half ihm damals, eine schwere Krise zu überwinden. Seitdem hatte er das Malen nicht mehr aufgegeben, so dass nach und nach etwa zweitausend Aquarelle entstanden. Die meisten von ihnen zeigen die farbenfrohen Landschaften seiner Tessiner Wahlheimat, die er über alles liebte, und ihren unerschöpflichen Reichtum an wunderschönen Motiven. Zunächst illustrierte Hesse Handschriften eigener Gedichte und verkaufte sie als bibliophile Kuriositäten an Liebhaber, um Geld für seine Kriegsgefangenenfürsorge zu erschließen, nach dem Krieg und während der Inflationsjahre aber um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. "Jetzt wo die Geldverhältnisse mich als Dichter fast brotlos machen", schreibt er 1920 in einem Brief, "beginne ich von der Malerei zu leben". Darüber hinaus war das Malen für Hesse "eine Art von Ausruhen, eine Befreiung von der verfluchten Willenswelt und ein Mittel, um Distanz von der Literatur zu gewinnen". "Nicht, daß ich mich für einen Maler hielte", schrieb er 1925, "aber das Malen ist wunderschön. Man hat nachher nicht, wie beim Schreiben schwarze Finger, sondern rote und blaue."   Das Doppeltalent als Maler und Schrift-steller teilte sich Hesse mit vielen anderen Autoren, so unter anderem mit Goethe, Adalbert Stifter, Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz, Henry Miller, Peter Weiss und Günter Grass.   Die Bilder   Nach autodidaktischen Anfängen mit gedämpften Temperatönen hat Hesses Aquarellpalette seit seiner Übersiedlung in die südlich-farbenfrohe Landschaft des Tessin sich die leuchtende Skala des Expressionismus erobert. Louis Moilliet, der gemeinsame Malerfreund Hesses und August Mackes, eine Hauptfigur in Hesses expressionistischer Malernovelle "Klingsors letzter Sommer", mag viel zu Hesses handwerklicher Perfektionierung beigetragen haben. Von den vielen hundert Aquarellen, die er im Laufe seines Lebens gemalt hat, ungeachtet tausender mit kleinen Aquarellen versehener Briefe, zeigt die Ausstellung eine charakteristische Auswahl und liefert den Beweis für Hesses Briefnotiz von 1920: "Sie werden sehen, daß zwischen meiner Malerei und Dichtung keine Diskrepanz herrscht, daß ich auch hier nicht der naturalistischen, sondern der poetischen Wahrheit nachgehe."   Die Ausstellung   Im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte ist es geglückt, einen Großteil von Hesses Bildern aufzufinden und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei mehr als fünfzig Ausstellungen in den USA, Kanada, Australien oder Japan und den europäischen Ländern haben sie sich als Publikums-magneten erwiesen.   Öffnungszeiten: Donnerstag 14 – 20 Uhr Freitag 13 – 18 Uhr Samstag 13 – 18 Uhr Sonntag 11 – 19 Uhr   Führungen: Sonntags um 11.00 und 15.00 Uhr oder nach Vereinbarung (Tel. 07264/922-123)

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910