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Hermann Hesse und seine Söhne: Martin, der Fotograf

Meldung vom 19.05.2015

Lesung mit Helmut Vogel und Daniel Bentz im Museum Hermann Hesse Montagnola Pfingstsonntag, den 24. Mai 2015, 17.00 Uhr   Der erste Teil dieser bisher unveröffentlichten Korrespondenz zwischen Hermann Hesse und seinem jüngsten Sohn Martin wurde 2014 mit grossem Publikumserfolg präsentiert. Nun schliesst sich die Korrespondenz an, welche eine sehr spannende Periode im Leben Martins reflektiert: als Student für Architektur am Bauhaus Dessau entdeckt er die Fotografie.

  Sibylle Siegenthaler, einzige Tochter von Martin Hesse, hat zusammen mit ihrem Ehemann Hanspeter eine Auswahl aus dem umfassenden, grösstenteils unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und seinem jüngsten Sohn Martin getroffen, der ein neues Licht auf diese Vater-Sohn-Beziehung wirft. Martin Hesse (1911-1968) kam als dritter Sohn von Hermann und Maria (Mia) Hesse, geborene Bernoulli, in Gaienhofen am Bodensee zur Welt und wuchs dann zum Teil in einer Pflegefamilie in Kirchdorf bei Bern, zum Teil bei seiner Mutter in Ascona auf.   Der Kontakt zum berühmten Vater war trotz der räumlichen Distanz regelmäßig: man schrieb sich Briefe und man besuchte einander. Martin zog, nachdem er in Thun eine Architektenlehre absolviert und kurze Zeit am Bauhaus in Dessau studiert hatte, nach Bern und machte das Fotografieren zu seinem Beruf. In Bern, in Montagnola und auf verschiedenen Reisen hielt er mit sicherem Auge das Typische der Landschaft und der Städte fest. Im Auftrag des Kantons war es zudem seine Aufgabe, die Kunstdenkmäler Berns zu fotografieren. Von Hermann Hesse entstanden unzählige Portraitaufnahmen, die den Vater in verschiedenen Stimmungen, Altersstufen und Umgebungen zeigen.   Die hier vorgestellte Korrespondenz beginnt im Juli 1931, als der 20-jährige Martin soeben seine Lehre als Hochbauzeichner in Thun erfolgreich abgeschlossen hat. Er zieht zunächst zu seiner Mutter nach Ascona und hilft dort am Umbau ihres Hauses. Martins Plan, ab April 1932 am Bauhaus in Dessau zu studieren, wird von Hermann Hesse unterstützt und kann dank seines Empfehlungsschreibens an den Direktor Ludwig Mies van der Rohe umgesetzt werden. Martin Hesses Briefe aus Dessau zeichnen ein lebendiges Bild der Lehrer und Schüler und geben auf humorvolle Weise Einblick in den Alltag der berühmten Kunst- und Architekturhochschule, wobei sie eine anfängliche Irritation nicht verschweigen. So heisst es beispielsweise in einem Brief an den Vater von Mai 1932: „Ich habe von Kunst, Kunstgeschichte, Literatur gar keine Ahnung und schäme mich oft sehr. […] Es ist natürlich schwierig für mich, überall mitzukommen, nachdem ich 20 Jahre bei Bauern war. Auch die abstrakte Formenlehre bei Kandinsky kommt mir sehr spanisch vor.“ Der Vater bestärkt ihn darin, nicht aufzugeben und teilt dem Sohn offen seine Gedanken zum Lehrbetrieb mit.   Martin berichtet auch von der zunehmenden Erstarkung der nationalsozialistischen Kräfte, welche im September 1932 zur Schliessung des Bauhauses führt, so dass er in die Schweiz zurückkehren muss - inzwischen mit einem grossen Interesse für die Fotografie.   Konzeption der Lesung: Sibylle und Hanspeter Siegenthaler In deutscher Sprache; Eintritt Fr. 10.–/Fr. 8.–   In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Club Tessin Mit Unterstützung der ERNST GÖHNER STIFTUNG   Quelle: Fondazione Hermann Hesse Montagnola

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910