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Hesse-Stipendiat fühlt sich wohl in Calw

Meldung vom 27.03.2007

In mitreißendem Vortrag in Shakespeares „Romeo und Julia eingeführt

Maik Hamburger, jüngster Stipendiat der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung, führte seine Zuhörer unterhaltsam und mitreißend in Shakespeares „Romeo und Julia“ ein. Der in Shanghai gebürtige Wahl-Berliner bewohnt als Gast der Stiftungsträger Sparkasse Pforzheim Calw und SüdwestRundfunk bis Ende Mai die „Dichterklause“ im Calwer Markt. Und er ist von der Hesse-Stadt und der Freundlichkeit ihrer Bürger äußerst angetan.

Im Hesse-Museum durften sich die Veranstalter Stadt und Volkshochschule über reges Interesse am Vortrag des Dramaturgen, Regisseurs und Übersetzers freuen. Herbert Schnierle-Lutz führte gewohnt souverän durch die Matinee, in der Hamburger anekdotenreich aus seinem bewegten Leben berichtete. „Ich kann mir durchaus anmaßen, Shakespeares Ruhm um einige Millimeter erhöht zu haben“, scherzte der studierte Physiker unter verweis auf seine Veröffentlichungen.

Hamburger nahm die Zuhörer mit in Shakespeares Epoche und machte die Aufführungspraxis seiner Zeit anhand von „Romeo und Julia“ anschaulich deutlich. Im berühmten Londoner Globe-Theater ragte ein als Bühne dienendes Podest weitgehend ohne Requisiten in den Zuschauerraum. Das heute übliche Bühnenbild ersetzten schlichte Wortsignale. Hinter den Hauptfiguren auf der Bühne habe sich quasi „ein Resonanzraum“ im Publikum gebildet. So hatte jeder Akteur praktisch seine „Fangruppe“ hinter sich. Shakespeare habe nun als erster eine echte Liebeshandlung auf die Bühne gebracht, im Gegensatz zu seinen Vorgängern. „Dichter wie Petrarca stellten immer nur den Hunger dar, nie das Essen… In ‚Romeo und Julia’ dagegen wird der erste Kuss schon nach 14 Zeilen gewährt.“

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919