• Change Language:
  • English version is coming soon.

Hesse-Stipendiat gab bereitwillig Auskunft

Meldung vom 23.10.2013

Als „Geschenk, das mit hier gemacht wurde“, beschrieb Jochen Schimmang das Stipendium der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung, getragen von Südwestrundfunk und Sparkasse. Auch wenn der Wahl-Oldenburger aus seinem vielbesprochenen und gelobten Roman „das Beste, was wir hatten“ vortrug, bekannte er bei der Lesung im Hesse-Museum doch, er halte „dieses Format als für mich erschöpft.“   Einmal mehr souverän moderiert von Herbert Schnierle-Lutz gab der vielfach ausgezeichnete Autor im Plauderton bereitwillig Auskunft. Auch darüber, dass er Calw „wie andere Aufenthaltsorte auch“ in seiner Arbeit benutze und den „Steppenwolf“ bis heute nicht gelesen habe. Dafür zweimal das „Glasperlenspiel“, dessen Handlung ebenso in der Zukunft, „im geschützten Raum“ angesiedelt sei wie die in „Neue Mitte“, Schimmangs eigenem Bekunden zufolge letztem Roman. Und sein Erstling „Der schöne Vogel Phönix“ sei „mein ‚Unterm Rad‘, nur mit glücklicherem Ausgang.“   Natürlich verarbeitet Schimmang selbst Erlebtes, denn „wenn man gar nichts erfahren hat, kann man auch nicht schreiben“, aber Literatur werde daraus erst, „wenn man’s dazu macht.“ Dinge müssten sich setzen, damit man sie in Literatur verwandeln könne. Und er fühle sich dabei „poetischer und dokumentarischer Wahrheit verpflichtet.“ Gleichwohl habe erzählende Literatur immer auch etwas Eskapistisches. Und in seinen Arbeiten begännen die Figuren „ab Seite 40“ ein Eigenleben.   Schimmangs vorletzter Roman „Das Beste, was wir hatten“, erschienen 2008, spielt in der Zeit vor der Wiedervereinigung und kreist um einen desillusionierten Ex-Revolutionär, der mittlerweile politischer Berater des CDU-Innenministers ist. Mit der Bemerkung, „auch die Bonner Republik ging 1990 unter; viele haben das nur erst viel später gemerkt“, leitete der vielbeschäftigte Rezensent und Hörbuchautor seine längere Lesung ein. Meisterhaft gestaltet Jochen Schimmang die Handlung als „Ineinandergreifen von Zeit- und privater Geschichte“.   „Eine Form, wo man nicht in das Gefängnis einen bestimmten Plots und bestimmter Figuren eingesperrt ist“ strebt der Hesse-Stipendiat für seine künftigen Veröffentlichungen an – eine Form, die den Leser nicht wie beim Roman „am Eingangstor zurücklässt. Momentan arbeite er an einem Essay, „das autobiografische Hintergründe trägt, aber keine Autobiografie ist.“ Liebhaber guter Literatur dürfen gespannt sein.   Text und Fotos: Andreas Laich eingestellt: Pressebüro et cetera  

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910