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Hesse-Stipendiat Michael Speier bis Ende November in Calw

Meldung vom 29.11.2004

Geboren ist Michael Speier, der bis Ende November die bereits literarisch verewigte "Dichterklause" im Calwer Lederck bewohnt, im badischen Renchen. Mitglieder und Freunde der Stiftung hießen den Gast in der Hesse-Stadt willkommen.   Nach dem Studium von Germanistik, Geschichte, Kunst- und Musikwissenschaft legte der Hesse-Stipendiat 1978 seine Promotion über Jean Paul ab. Anschließend war Michael Speier wissenschaftlicher Assistent und Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin (Institute für Germanistik und Komparatistik). Schon seit 1970 tritt er mit eigenen literarischen Veröffentlichungen hervor. Dazu zählen inzwischen sechs Gedichtbände sowie Übertragungen zeitgenössischer Poesie aus dem Französischen, Englischen und Italienischen. Speier ist außerdem Herausgeber mehrerer Anthologien (u.a. im Reclam-Verlag) und war von 1993 bis 2003 Leiter der Literaturwerkstatt im Künstlerhaus Berlin. Er verfasst Texte zu Ausstellungskatalogen und Vernissagen, arbeitet mit Bildenden Künstlern zusammen, für Rundfunk und Zeitungen. Und der bereits 26. Hesse-Stipendiat zeichnete für Konzeption, Organisation und Moderation von rund 200 Lesungen in Berlin verantwortlich. Michael Speier ist Gründer und Herausgeber von "Park", einer seit 1976 erscheinenden internationalen Zeitschrift für Gegenwartslyrik, und des Paul-Celan-Jahrbuchs (seit 1987). Seit 1997 ist der Wahl-Berliner Honorarprofessor an der University of Cincinnati (USA), außerdem war er 2001 und 2002 Gastprofessor am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.   Dr. Eugen Schmid, Vorsitzender der Hermann-Hesse-Stiftung, hieß Dr. Speier in Calw willkommen und stellte die Arbeit der Stiftung vor. Dr. Schmid nahm die Gelegenheit wahr, dem Ehrenvorsitzenden Prof. Dr. Drs. h.c. Bernhard Zeller zum am Vortag begangenen 85. Geburtstag zu gratulieren. Egbert-Hans Müller, Vorsitzender der Findungskommission, stellte seiner Vita des neuen Stipendiaten ein passendes Zitat von Gottfried Benn voran: "Gedicht ist die unbesoldete Arbeit des Geistes". Er sei "kein Dichter der lauten Töne und schrägen Metaphern", ist Michael Speier in einer Rezension bescheinigt worden, sondern lasse "die Lust, mit Sprache schöpferisch zu arbeiten", spüren.   "Geehrt und leicht beschämt" angesichts gar eines Büchner-Preisträgers unter seinen Vorgängern habe er "gleich reflexartig nach deren literarischen Ergebnissen gefahndet", bekannte der neue Hesse-Stipendiat. Und er habe feststellen müssen, dass bereits über fast alles geschrieben worden sei, was er beobachtet habe. Seine viel beachtete Literaturzeitschrift "Park" bringt für Speier nicht nur einen enormen Arbeitsaufwand mit sich, sondern stellt auch "einen Ausgleich zur einsamen Autorschaft am Schreibtisch" dar. Eine der Früchte dieser Einsamkeit in Form eines Naturgedichtes trug der neue Stipendiat dann zum Abschluss der Begrüßungsrunde im Casino der Sparkasse in Calw vor.

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919