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Hesse-Stipendiat Thomas Hürlimann in Calw begrüßt

Meldung vom 15.03.2011

„Jeder dieser Stipendiaten war eine Bereicherung für diese Stadt“, stellte Dr. Andreas Narr unter Beifall fest, „und heute krönt das Ganze die Schweiz.“ Der Vorsitzende der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung konnte in den Räumen des Mitgründers Sparkasse bereits den vierzigsten Stipendiaten begrüßen: Thomas Hürlimann, gebürtiger Eidgenosse und Wahlberliner, vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Joseph-Breitbach-Preis 2001 und dem Jean-Paul-Preis 2003. Dr. Narr erinnerte in seiner Begrüßung an „das schöpferische Dreigestirn“ Dr. Wolfgang Sannwald (Calwer Decken), Dr. Hubert Locher (Hörfunkdirektor Südwestfunk) und Jürgen Teufel (Vorstandschef Kreissparkasse Calw). Sie hatten die Calwer Hermann-Hesse-Stiftung 1989 aus der Taufe gehoben. Der Hesse-Preis und vor allem auch das Hesse-Stipendium seien heute „eine richtige Größe im deutschen Literaturleben“. Unter den Hesse-Stipendiaten waren übrigens auch die heutigen Büchner-Preisträger Volker Braun und Walter Kappacher. Und für diesen Herbst hatte bereits eine gewisse Herta Müller als Hesse-Stipendiatin zugesagt – der Literaturnobelpreis 2010 kam dann quasi dazwischen. Die Idee zum 1995 erstmals verliehenen Hesse-Aufenthaltsstipendium hatte Egbert-Hans Müller, der jetzt den Vorsitz der Findungskommission in jüngere Hände legte. Dr. Narr adelte den unter dem Namen Reinhard Gröper auch als Autor bekannt gewordenen ehemaligen Ministerialrat als „in literarischer Hinsicht wichtigsten Mann der Hesse-Stiftung.“ Thomas Hürlimann wurde 1950 als Sohn des späteren Bundespräsidenten Hans Hürlimann im schweizerischen Zug geboren. Nach dem Gymnasium in Einsiedeln studierte er in Zürich und Berlin Philosophie, brach es aber 1974 ab und ließ sich in Berlin-Kreuzberg als freier Schriftsteller nieder. Rückblickend bezeichnet er diesen Schritt als „glücklichsten Tag meines Lebens.“ Produktionsdramaturg und Regieassistent am Schillertheater war die erste Station, das Debüt als Autor erfolgte 1981 mit „die Tessinerin“, heute übersetzt in sechs Sprachen. Die jüngere Geschichte seines Heimatlands taucht thematisch in vielen Werken Hürlimanns auf, darunter „das Gartenhaus“, „Der Gesandte“, „Fräulein Stark“ - sein meistbeachtetes Werk, „Vierzig Rosen“. 2009 wurde seine Roman „Der große Kater“ verfilmt. Komödien und Theaterstücke wie „der Franzos im Ybrig“ oder „Das Einsiedler Welttheater“ gehören ebenso zu seinem Schaffen. Hürlimann ist korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt sowie Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Seit dem Wintersemester 2000 lehrt Thomas Hürlimann am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Thomas Hürlimanns präzise, zupackende Sprache wird schon zu Beginn seiner Erzählung „Begegnung“ aus seinem Erstling „Die Tessinerin“ deutlich, den auch Egbert-Hans Müller in seiner Vorstellung zitierte: „Der Berggänger steigt, seine Kraft und die Nahrung, die er im Rucksack trägt, die noch zu bewältigende Linie und den eventuellen Wetterumschwung immer bedenkend, hinauf zum Gipfel.“ Am 17. April wird Thomas Hürlimann um 11.15 Uhr im Calwer Hermann-Hesse-Museum lesen. Und wer die kurze Kostprobe hoher Formulierkunst und Schweizer Humors in der Calwer Sparkasse erleben durfte, wird sich diesem Termin nicht entgehen lassen. Text und Foto: Andreas Laich

Zitat der Woche

„Der Reiche könnte wohl, aber er kann nicht.“

Aus Hermann Hesses Betrachtung „Kleine Freuden“, 1899