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Hesse-Stipendiat Ulrich Schacht liest

Meldung vom 22.10.2012

Am Sonntag, den 4. November, wird um 11.15 Uhr der derzeitige 45. Stipendiat der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung, der Schriftsteller und Journalist Ulrich Schacht, im Saal des Hesse-Museums aus seinem autobiografischen Buch „Vereister Sommer. Auf der Suche nach meinem russischen Vater“ lesen.    Seine außergewöhnliche Biografie begann bereits mit seiner Zeugung und Geburt: In der gerade entstandenen DDR verliebten sich 1950 eine junge DDR-Bürgerin und ein russischer Offizier ineinander, zeugten ein Kind und wollten heiraten. Auf den ersten Blick ein unproblematisches Verhältnis, da die russische Besatzung von der DDR als freundschaftlich verbundene Schutztruppe im Kontext der sozialistischen Internationale verstanden wurde. In Wirklichkeit waren solche Verbindungen von deutschen und russischen Staatsangehörigen aber politisch keineswegs erwünscht und wurden von den Organen beider Seiten argwöhnisch ausgekundschaftet und beim kleinsten Verdacht strafrechtlich verfolgt.   Bei Ulrich Schachts Mutter lautete der Verdacht, sie habe den russischen Offizier zur gemeinsamen Flucht in die Westzonen Deutschlands zu überreden versucht, nachdem eine Heirat in der DDR oder Sowjetunion von den Behörden abgelehnt wurde. Und so kam sie vor Gericht, wo sie zu zehn Jahren „Besserungsarbeitslager“ verurteilt wurde, wodurch ihr Sohn Ulrich 1951 in einer Zelle des Frauenzuchthauses Hoheneck bei Stollberg am Rande des Erzgebirges zur Welt kam.   Ulrich Schachts Vater, der russische Leutnant Wladimir Jegorowitsch Fedotow, wurde aus der DDR abgezogen und verschwand in der Sowjetunion. Gerüchte besagten, dass er in ein sibirisches Straflager gekommen sei. Nach der Auflösung der Sowjetunion begann in den 1990er-Jahren sein mittlerweile erwachsener und journalistisch aktiver Sohn Ulrich Schacht nach ihm zu suchen und darüber das schließlich 2011 erscheinende biografisch-dokumentarisch-literarische Buch „Vereister Sommer“ zu schreiben, das er bei der Matinee am 4. November in einer Lesung sowie einem Gespräch mit Herbert Schnierle-Lutz vorstellen wird. Der Eintritt ist frei.   eingestellt von Pressebüro et cetera 

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910