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Intellektuelles und humorvolles Lesevergnügen - Otto A. Böhmer als 46. Hesse-Stipendiat in Calw begrüßt

Meldung vom 06.03.0000

SPK

„Einen inspirierenden, Kreativität anregenden Aufenthalt“ wünschte Sparkassenchef Stephan Scholl dem neuen Hesse-Stipendiaten Otto. A. Böhmer in Calw. Vertreter der Stiftung und der Stadt sowie Literaturinteressierte bereiteten dem bereits 46. Stipendiaten in der Calwer Sparkassen-Kundenhalle einen herzlichen Empfang. Und der bekennende Eintracht Frankfurt-Fan bekundete sogleich seine Sympathien zur Hesse-Stadt, speziell zu den fußball-interessierten Bewohnern.

Oberbürgermeister Ralf Eggert wünschte dem neuen Stipendiaten einen guten Start und „dass Sie Zugang zu uns und Hermann Hesse finden.“ Er beneide Otto A. Böhmer um „den unbefangenen Eindruck, den Sie hier gewinnen können.“

Kompetent vorgestellt wurde der mehrfach ausgezeichnete, in Rothenburg ob der Tauber geborene Schriftsteller von Prof. Dr. Thomas Vogel, der die Findungskommission der Hesse-Stiftung berät. Böhmer hat vielbeachtete und -gelesene Biografien über Brentano, Eichendorf, Goethe, Schiller, Heine, Kafka, Schopenhauer, Hegel und Nietzsche verfasst. „Was hat diese Menschen dazu gebracht, so ungewöhnliche Werke zu schreiben“, habe er sich oft gefragt, bekannte der Autor später vor Beginn seiner Lesung. Die Biografie eines Dichters habe ihn immer „mehr interessiert als das Werk.“

Thomas Vogel formulierte, wie sich Otto A. Böhmer seinen Geistesgrößen nähert: „Er tritt mit seinen Dichtern und Denkern in einen Dialog, er ist bei ihnen, er fühlt sich schreibend in diese Existenz ein, er sitzt mit ihnen am Tisch.“ Und was macht nun die Besonderheit seiner Darstellung aus? „Wenn Böhmer sich ein Sujet wählt, dann bläst er so kräftig den Staub der Jahrzehnte und Jahrhunderte weg, dass plötzlich alles neu und unverbraucht klingt, dass uns selbige Dichter und Denker als Zeitgenossen begegnen, er stellt sie uns ganz unverkrampft als alte Bekannte vor“, führte Vogel aus.

Mit Herzenswärme behandle Böhmer seine Geistesgrößen, mache dem Leser diese Gestalten zu Identifikationsangeboten, analysierte Prof. Vogel. Und dabei werde deutlich: „Auch Idole stolpern durchs Leben, gleiten aus, werden lächerlich. Ein heiteres Scheitern großartiger Verlierer, großartig, weil sie bei allen denkbaren Niederlagen doch ihre Würde nicht ganz verlieren.“ Dieses „heitere Scheitern“, das auch Grundtenor seiner Romane sei, mache insgesamt Böhmers Werk „nicht nur zu einem intellektuellen, sondern oft genug auch zu einem humorvollen Lesevergnügen“, führte Thomas Vogel aus. „Einsicht, Wehmut und schelmisch-humorvolle Weltbetrachtung“ fügten sich in Böhmers Arbeit wunderbar ineinander.

Egbert-Hans Müller, langjähriger Vorsitzender der Findungs-Kommission, hatte in seiner Begrüßung zuvor erhellende Einblicke in die Arbeit dieses Stiftungs-Gremiums geleifert. Das Calwer Hermann-Hesse-Stipendium sei „kein Obendrein zu bisherigen Erfolgen, vielmehr ganz schlicht und ehrlich eine Auszeichnung für ein sich als abgerundet abzeichnendes literarisches Werk von Qualität.“

Am 17. März 2013 liest Otto A. Böhmer um 11.15 Uhr im Calwer Hesse-Museum.

Text und Bild: Andreas Laich

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919