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Intrigen und Possen in Hesses "Gerbersau"

Meldung vom 09.07.2019

Am Freitag, den 12. Juli, steht beim „Gerbersauer Lesesommer“ in Calw um 19.30 Uhr im Saal des Landratsamtes Hermann Hesses Erzählung bzw. Romanfragment „In einer kleinen Stadt“ auf dem Programm. Darin geht es mit leicht satirischen Anklängen um Macht und Geltung in einer Provinzstadt sowie um die Intrigen und Possen, mit denen ganz verschiedenartige Charaktere darum kämpfen. Der junge Dr. Trefz, der nach dem Tod seines Vaters aus der Residenzstadt nach „Gerbersau“ zurückkehrt, um das väterliche Notariat zu übernehmen, möchte sogleich auch die bedeutende gesellschaftliche Stellung des Vaters im Städtchen mitübernehmen. Das geht aber einigen alteingesessenen und wohlsituierten Bürgern zu schnell, und es beginnt ein Intrigenspiel. All dies beobachtet – zunächst aus der Distanz – amüsiert der Künstler Hermann Lautenschlager, der sich zwar in der Stadt bestens auskennt, aber nur ein Außenseiter ist. Jedoch auch er kann sich schließlich nicht verkneifen, selbst mit einigen Karikaturen in dem Ränkespiel mitzumischen. Mit Lautenschlager hat Hermann Hesse eventuell durchgespielt, wie es ihm ergangen wäre, wenn er als Künstler in seiner Heimatstadt sesshaft geblieben wäre. – In einem Brief von 1912 hat Hesse einmal einem Freund geschrieben, dass er nicht mehr nach Calw zurück wolle, weil er da immer in der Versuchung stünde, sich in öffentliche Angelegenheiten einzumischen. Sowohl die Schauplätze der Erzählung als auch einige inhaltliche Dinge zeigen, dass er beim Schreiben Gegebenheiten in Calw vor Augen hatte, die er dichterisch frei verarbeitete. Lesen werden die Sprecher Ulrike Goetz und Rudolf Guckelsberger aus Stuttgart. Die musikalische Umrahmung gestalten die Calwer Musikschullehrer Steffen Haß (Saxophon) und Volker Hill (Klavier).

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919