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Katja Lange-Müller 37. Stipendiatin der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung

Meldung vom 17.06.2009

Als „ausgezeichnete, hervorragende Vertreterin der Deutschen Gegenwartsliteratur“ wurde die 37. Stipendiatin der Calwer Hesse-Stiftung im Sparkassen-Casino begrüßt. Katja Lange-Müller, vor allem durch Erzählungen bekannt geworden, bewohnt nun drei Monate lang die bereits literarisch verewigte „Dichterklause“ im Calwer Ledereck. Am Sonntag, 2. August, wird die um 11.15 Uhr im Calwer Hesse-Museum lesen.   Vorsitzender Dr. Andreas Narr hieß die Stipendiatin im Namen der Stiftungsgründer SüdwestRundfunk und Sparkasse sowie der Stadt in Calw willkommen. Und Egbert-Hans Müller, Vorsitzender der Findungskommission, stellte die die Wahlberlinerin gewohnt kompetent vor. Dass der ehemalige Hesse-Stipendiat Walter Kappacher den Büchner-Preis erhalten wird, wertet die Arbeit der Findungskommission übrigens einmal mehr auf.   Katja Lange-Müller ist die Tochter von Inge Lange, die Abgeordnete der DDR-Volkskammer war, später dem Zentralkomitee der SED angehörte und Kandidatin des Politbüros wurde. Nachdem sie mit 16 Jahren wegen "unsozialistischen Verhaltens" von der Schule verwiesen worden war, machte sie eine Lehre als Schriftsetzerin und arbeitete anschließend bei der Berliner Zeitung. Nach einer einjährigen Tätigkeit als Requisiteurin beim DDR-Fernsehen war sie mehrere Jahre Hilfsschwester auf geschlossenen psychiatrischen Stationen der Berliner Charité und des Krankenhauses für Neurologie und Psychiatrie Berlin-Herzberge.   Ab 1979 studierte sie am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in Leipzig. 1982 folgte ein einjähriger Studienaufenthalt in der Mongolei. Nach der Rückkehr in die DDR war sie 1983 Lektorin im Altberliner Verlag. 1984 reiste sie nach West-Berlin aus, wo sie bis heute im Bezirk Tiergarten lebt. Katja Lange-Müller ist seit 2000 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, seit 2002 der Akademie der Künste (Berlin) und Gründungsmitglied der Lübecker "Gruppe 05".   Katja Lange-Müllers Werk besteht überwiegend aus Erzählungen („die edelste Perle der Prosakunst“), in denen sie häufig Erfahrungen aus ihrem bewegten Leben verarbeitet. Obwohl es sich dabei oft um Geschichten über gesellschaftliche Außenseiter und Versager handelt, wird immer wieder die komische und groteske Seite betont. Auch in der Auseinandersetzung mit der deutschen Teilung und den Zuständen in der DDR macht sich Lange-Müllers ausgeprägt satirische Ader bemerkbar. Ihre im Sparkassen-Casino vorgetragene Parabel über die Erschaffung der Katze machte diese Begabung übrigens amüsant deutlich.   Katja Lange-Müller hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Ingeborg-Bachmann-Preis 1986 und den Alfred Döblin-Preis 1995. Außerdem den Preis der SWR-Bestenliste 2001 und den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 2005. Mit ihrem Roman „Böse Schafe“ war sie 2007 Finalistin beim Deutschen Buchpreis.   In einem Interview zu diesem hoch gelobten Roman antwortet sie auf die Frage nach dem Anteil des Autobiografischen: „Dies ist nicht meine Geschichte.“ Und ergänzt später. „Man kann sehr viel recherchieren und wird der Geschichte dennoch kein Leben einhauchen, wenn man von Dingen schreibt, die durch die eigene Erfahrung nicht geerdet sind.“

Zitat der Woche

„Der Kleinere sieht am Größeren das, was er eben zu sehen vermag.“

Aus Hermann Hesses Roman „Das Glasperlenspiel“, 1943