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Licht und Farbe: Calwer Hesse-Museum eröffnet neu mit einer Sonderausstellung

Meldung vom 21.05.2012

Für den Betrachter präsentieren sich die Aquarelle der Sonderausstellung „Licht und Farbe“ bei der Wiedereröffnung des Calwer Hermann Hesse Museums als eindrucksvolle, feinsinnige Kunstwerke. Für den Maler selbst bedeuteten sie eine wichtige, heilsame Ausdrucksform in einer schweren Lebenskrise.   „Ich bin, alles in allem, durch das Malen in diesem letzten Jahr am Leben erhalten worden, das ich sonst nicht ausgehalten hätte“, zitierte Ausstellungskuratorin Susanne Völker, Leiterin der städtischen Museen Calw, aus einem Brief Hermann Hesses aus dem Jahre 1920. Der Schriftsteller hatte sich zu jener Zeit nach dem Tod seines Vaters, dem Scheitern seiner Ehe und den Nachwirkungen des Krieges in eine psychotherapeutische Behandlung begeben. Die Malerei bedeutete für den seit langem erfolgreichen Schriftsteller weit mehr als eine Freizeitgestaltung; sie entwickelte sich zur Therapie und Leidenschaft.   In seinem Nachlass befanden sich rund 3.000 Aquarelle, 40 davon sind in einer Sonderausstellung als Leihgabe der Sparkasse Pforzheim Calw zu sehen. Obwohl die Bilder zuvor im Bankgebäude Besprechungsräume und Büros im Besucherbereich geziert hatten und somit für alle Besucher frei zugänglich waren, musste Sparkassen-Vorstand Hans Neuweiler gestehen: „Jetzt kann die Ausstellung in einer atmosphärisch optimalen Räumlichkeit gezeigt werden.“   Ebenfalls im 1. Stockwerk des Museumsgebäudes befindet sich die Sammlung der bisherigen Hesse Stipendiaten. Egbert-Hans Müller von der Calwer Hermann Hesse-Stiftung schätzt sich überaus glücklich, Autoren von schriftstellerischem Rang ganz im Sinne des großen Dichters eine Ehrung zuteil werden lassen zu können. Bis zu dreimal jährlich wird Schriftstellern oder literarischen Übersetzern ermöglicht, eine größere Arbeit durchzuführen oder abzuschließen, während sie die „Luft mit Hermann Hesse als ihrem geistigen Lehrer atmen sollen“.   Der Vorsitzende der Findungskommission für Stipendiaten war von Goethes Worten überzeugt: „Wer den Dichter will verstehen, muss ins Land der Dichtung gehen.“ Fest stand auch für Oberbürgermeister Ralf Eggert, dass die fortwährende Faszination des im Ausland meist gelesenen deutschen Schriftstellers darin bestünde, dass sich jeder Leser mit seinen eigenen Fragen in irgendeinem Werk wiederfinde.   „Es ist mir eine besondere Ehre, zum 50. Todestag Hermann Hesses eine Sammlung von Aquarellen, welche vornehmlich die Schönheit des Tessin zeigen, hier bei uns zu haben“, wusste Eggert zu würdigen.   Einen feierlichen Rahmen bildeten die Flötistinnen Vivian Grube und Katharina Paul sowie Stefanie Fetzer am Klavier mit virtuos gespielten klassischen und modernen Musikstücken. Ferner begeisterten Maité Passow und Kim Siefert mit vierhändigem Klavierspiel aus Franz Schuberts Sonate B-Dur.   Bild und Text: Andrea Fisel / Pressebüro et cetera

Zitat der Woche

„Aus den eifrigsten Jungen werden die besten Alten und nicht aus denen, die schon in der Jugend wie Großväter tun.“

Aus Hesses Roman „Gertrud“, 1910