„Licht und Farbe – Hesse als Maler“
Meldung vom 04.12.2012


Mit 36 Aquarellen und handgeschriebenen Gedichten lockt eine hochklassige Ausstellung Hermann-Hesse-Liebhaber bis 19. Dezember ins Sparkassenhaus Pforzheim. Zudem wird an der Poststraße 3 zu den üblichen Öffnungszeiten das farbenfroh illustrierte Märchen „Piktor’s Verwandlungen“ präsentiert.
Welches große Interesse das Schaffen Hermann Hesses heute wieder findet zeigte sich bei der Ausstellungseröffnung mit fast 500 Besuchern. Susanne Völker, ehemalige Leiterin der Städtischen Museen in Calw – heute am Brüder-Grimm-Museum in Kassel – führte kenntnisreich in die von ihr bereits in Hesses Geburtsstadt kuratierte Präsentation ein. Vorstandsvorsitzender Stephan Scholl hatte zuvor in seiner Begrüßung hervorgehoben, dass Beginn und Aufbau der Hesse-Sammlung des Hauses Alt-Sparkassendirektor Jürgen Teufel zu verdanken sei. Und Scholl merkte an, dass in der Pforzheimer Kundenhalle nicht dieselbe Atmosphäre herrsche wie im Calwer Hesse-Museum, „wo natürlich noch der Geist des Dichters wabert.“
Susanne Völker nicht nur auf die Aquarell-Techniken und-Motive Hesses, sondern beleuchtete auch die Lebensumstände des Nobelpreisträgers. Als Hermann Hesse 1916 autodidaktisch mit dem Malen begann, habe er sich inmitten einer tiefen persönlichen Krise befunden, hob die Kunsthistorikerin hervor: „In Europa tobt der Erste Weltkrieg, Hermann Hesses Vater stirbt und seine erste Ehe scheitert.“ Wenige Jahre später siedelte Hesse nach Montagnola im Tessin um, um dort ab 1919 ein neues Leben zu beginnen. „Wichtige Stützen sind ihm dabei die Psychoanalyse und – wie sich bald herausstellen sollte – das Malen“, stellte Susanne Völker fest.
Etwa 3000 Aquarelle befanden sich in seinem Nachlass. Zentrales Motiv für seine leicht und unbeschwert wirkenden Bilder ist ihm die Wahlheimat. Die farbenfrohen Landschaften lassen wenig von der inneren Zerrissenheit der Person und des Schriftstellers Hermann Hesse erahnen, die vielfach aus seinen Texten spricht. Vielmehr vermitteln seine Bilder eine heilsame Unbeschwertheit. Im Jahr 1924 schreibt er in einem Brief: „Seit Jahren bin ich auch mit Zeichnen und Malen beschäftigt, mein Ausweg, um in bittersten Zeiten das Leben ertragen zu können und um Distanz von der Literatur zu gewinnen.“
„Hesse hätte seine Bilder ohne die Brüche in seiner Lebensgeschichte nicht malen können. Was als Therapieform begann, wird für Hesse zur Leidenschaft“, fasste Frau Völker zusammen, auch weil er in der Malerei nicht der etablierte Könner wie als Schriftsteller gewesen sei.
Die Ausstellung mit vielen der wohl schönsten Aquarellen Hermann Hesses ist in Sparkassenhaus Pforzheim bis 19. Dezember zu sehen: montags und donnerstags von 8:30 bis 18 Uhr, dienstags, mittwochs und freitags von 8:30 bis 17 Uhr
Führungen durch die Ausstellung:
Montag, 10.12. 17 Uhr,
Freitag, 14.12. 16 Uhr. Anmeldungen über Constanze Gralky, 07231-993334. Die Führung findet mit Claudia Baumbusch, Kunsthistorikerin M.A. statt. Kosten:5 Euro pro Person.
Bild und Text: Andreas Laich