Musikalisch umrahmte Lesung aus Gunter Böhmers Erinnerungen am 12. Januar im Calwer Hesse-Museum
Meldung vom 02.01.2014


Seit November ist im Calwer Hermann-Hesse-Museum eine Ausstellung mit Gemälden und Zeichnungen aus Gunter Böhmers Spätwerk zu sehen. Sie kommt aus der Fondazione Böhmer in der Calwer Partnergemeinde Collina d’Oro, in deren Ortsteil Montagnola Böhmer über fünf Jahrzehnte hinweg seinen Hauptwohnsitz hatte. Aber auch Calw, als die Geburtsstadt seines Förderers und Freundes Hermann Hesse, hat Gunter Böhmer viel bedeutet, sodass er auch ihr ein umfangreiches Werk als Stiftung vermachte. Eine musikalisch umrahmte Lesung aus seinen schriftlichen Aufzeichnungen soll nun am Sonntag, den 12. Januar, um 17 Uhr im Saal des Hesse-Museums verdeutlichen, wie Gunter Böhmer zum Malen und dabei auch nach Calw kam und was ihm die Kunst bedeutete.
Der 1911 in Dresden geborene Gunter Böhmer schickte Anfang der 1930er-Jahre als Kunststudent ein paar Zeichnungen an seinen Lieblingsschriftsteller Hermann Hesse. Dieser lud ihn daraufhin nach Montagnola ein. Die Fahrt dahin verband Böhmer mit einer Besichtigung Calws und zeichnete dabei einige Schauplätze von Hesses Jugendzeit. Diese gefielen dem Dichter so gut, dass er ihm den Auftrag gab, noch einmal nach Calw zu reisen und weitere Zeichnungen anzufertigen, die dann zu Illustrationen wurden für das von Hermann Hesses Schwester Adele Gundert herausgegebene Buch über ihre Mutter „Marie Hesse – Ein Lebensbild“.
Es sollten nicht die letzten Zeichnungen sein, die Böhmer im Auftrag Hesses anfertigte. Es folgten bald Zeichnungen zum Erzählband „Hermann Lauscher“, zur Novelle „Klingsor“, zu den „Stunden im Garten“ usw. Böhmers Illustrationen zu Werken Hesses bilden einen wesentlichen Teil seines Frühwerkes.
Über drei Jahrzehnte hinweg entwickelte Böhmer in stetigem Kontakt mit Hesse sein Werk weiter. Zwei Jahre vor dem Tod seines väterlichen Dichterfreundes nahm Böhmer 1960 eine Berufung als Professor für Freie Graphik an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart an und hatte fortan dort einen Zweitwohnsitz. Der Kontakt zu Calw riss nie ab, sondern intensivierte sich, sodass Böhmer 1981 die Hermann-Hesse-Medaille der Stadt Calw verliehen bekam und er im Gegenzug einen großen Teil seines Werkes in eine Stiftung in Calw einbrachte.
Lebenslang galt für ihn die Maxime „Nulla dies sine linea“ – Kein Tag ohne Zeichnen. Beeindruckende Zeugnisse davon sind in der laufenden Ausstellung „Zwischen Traum und Albtraum“ im Hesse-Museum zu sehen, zu der es am 19. Januar um 11.15 Uhr eine abschließende Führung geben wird.
Bei der musikalisch umrahmten Lesung am 12. Januar um 17 Uhr wird nach der Begrüßung durch Museumsleiterin Felicitas Hartmann der bekannte SWR-Sprecher Rudolf Guckelsberger die Böhmer-Texte lesen, Herbert Schnierle-Lutz kommentieren und Renate Laich-Knausenberger dazu Klavierstücke von Lili Boulanger, Robert Schumann und Edvard Grieg spielen.
Eingestellt am 2. Januar 2014 vom Kulturbüro Herbert Schnierle-Lutz.