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Neues Bändchen des Stadtarchivs ermöglicht interessante Einblicke in das Calw vor 1900 und die Jugendzeit Hesses: Bilderbuch über das alte Calw

Meldung vom 16.08.2007

In der ‚Kleinen Reihe’ des Stadtarchivs ist ein knapp 100 Seiten starkes Bändchen unter dem Titel „Calw – Hermann Hesses Gerbersau“ erschienen. Der Autor Herbert Schnierle-Lutz hat darin 60 stadtgeschichtliche Fotos zusammengestellt und kommentiert, die das Calw zu Hesses Jugendzeit zeigen, also vor 1900.

Mit diesem Bändchen wird nach den 1979 bzw. 1991 von den Stadtarchivaren Walter Staudenmeyer und Paul Rathgeber zusammengestellten Bildbänden „Calw in alten Ansichten“ und „Alt-Calw“, die beide mittlerweile vergriffen sind, erstmals wieder ein historisches Bilderbuch über die Stadt vorgelegt.

Beim Durchblättern werden Erinnerungen wach an längst verschwundene Gebäude in der Calwer Altstadt: z. B. die ehemaligen Amtsgebäude von Landrat und Gericht am Marktplatz, das Geschäftshaus, das an der Stelle des heutigen ‚Calwer Marktes’ stand, das alte Gebäude links der Nikolausbrücke, in dem Rudolf Schlichter seine Jugendjahre verbrachte, der Gasthof ‚Adler’ in der Bahnhofstraße, die Deckenfabrik auf der ehemaligen ‚Insel’ usw.

Aber auch andere Veränderungen in der Stadt werden beim Betrachten der alten Fotos sichtbar: An vielen Stellen der Stadt, so z.B. am Marktplatz und in der Lederstraße haben heute freigelegte Fachwerke die früher für Calw charakteristischen verputzten Fassaden mit farbigen Fensterläden verdrängt; die kleinen Ladeneinbauten sind zu großen Schaufensterfronten geworden; die unregelmäßigen Pflasterstraßen, Kandel und Gehwege sind genormter Gradlinigkeit gewichen; Autos haben die Pferdefuhrwerke ersetzt. Andererseits sind Verkehrsstraßen wie die Leder-, Markt- und Badstraße zu Fußgängerzonen geworden, in denen sich gut flanieren lässt, und Winkel, die zwischendurch der Modernisierung zum Opfer zu fallen drohten, sind als Fachwerkidyllen gerettet worden, die nun Touristen anziehen.

Solchermaßen kann der Betrachter Seite für Seite und Bild für Bild Vergleiche mit dem heutigen Zustand der Stadt anstellen und das Plus und Minus im historischen Prozess abwägen und daraus eventuell für die wünschenswerte Fortentwicklung der Stadt Erkenntnisse gewinnen.

Entstanden ist das Bändchen aus der kleinen Fotoausstellung „Gerbersau – Hermann Hesses Calw“, die derzeit im Hesse-Museum zu sehen ist und in der Herbert Schnierle-Lutz versucht hat, das Calw zu Hermann Hesses Jugendzeit zu zeigen. Für die Veröffentlichung wurden die auf Hermann Hesse und die Stadtgeschichte Bezug nehmenden Kommentare zu den Bildern ausgebaut. Im Vorwort erläutert der Autor die Bedeutung Calws als Vorbild für Hermann Hesses poetischen Ort „Gerbersau“, und im Anhang finden sich Inhaltsangaben zu all den „Gerbersauer“ d.h. Calwer Erzählungen, die der Dichter seiner Heimatstadt als einzigartiges literarisches Erbe hinterlassen hat.

Das Bändchen, das von Hellmut J. Gebauer hergestellt wurde, ist zum Preis von 10 Euro im Hesse-Museum, bei der Stadtinformation und im örtlichen Buchhandel erhältlich.

Zitat der Woche

„Der Reiche könnte wohl, aber er kann nicht.“

Aus Hermann Hesses Betrachtung „Kleine Freuden“, 1899