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Sonderausstellung „Hermann Hesse und Peter Weiss“

Meldung vom 22.06.2010

Mit einem Vortrag von Volker Michels am 2. Juli zur neuen Sonderausstellung „Hermann Hesse und Peter Weiss“ im Calwer Hesse-Museum und einer von den Aurelius-Sängerknaben umrahmten „Gerbersauer Lesesommer“-Lesung auf dem Marktplatz bzw. in der Stadtkirche am 4. Juli beginnen die diesjährigen Sommerveranstaltungen zu Hermann Hesse. Fußballbedingt zwei Tage später als sonst beginnt am 4. Juli der diesjährige „Gerbersauer Lesesommer“ mit einer Lesung aus Hermann Hesses Kindheitsgeschichten. Einen besonderen Akzent werden dabei Aurelius Sängerknaben setzen, die neue Hesse-Vertonungen singen werden von Christian Immo Schneider, der anwesend sein wird. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr mit einer Begrüßung auf dem Marktplatz vor dem Hesse-Geburtshaus und wird dann in die ruhigere Stadtkirche umziehen. Bereits zwei Tage zuvor, am 2. Juli, dem 133. Geburtstag Hermann Hesses, wird im Hesse Museum eine von Herbert Schnierle-Lutz auf Grundlage von Vorarbeiten der Partnermuseen in Montagnola und Gaienhofen konzipierte Ausstellung „Verehrter großer Zauberer – Hermann Hesse als Förderer des jungen Schriftstellers und Malers Peter Weiss“ eröffnet. Bei der Vernissage um 19 Uhr wird Hesse-Herausgeber Volker Michels den Einführungsvortrag halten. Peter Weiss (1916-1982) war einer der bedeutenden deutschsprachigen Nachkriegsschriftsteller. Besonders mit seinen politischen Theaterstücken wie „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“, „Die Ermittlung“, und „Vietnam-Diskurs“ prägte er die künstlerisch-gesellschaftspolitische Bewegung der 60er- und 70er-Jahre wesentlich mit. Von diesem Blickpunkt aus ist etwas in Vergessenheit geraten, dass zunächst Hermann Hesse ein großer Mentor und Anreger von Peter Weiss gewesen war. Bereits als Schüler schrieb der 1916 geborene Weiss an Hesse, dessen Werke „Unterm Rad“, „Demian“ und „Steppenwolf“ er mit Begeisterung gelesen hatte. Und 1937 kam es auf Einladung Hesses zu einer persönlichen Begegnung und Weiss verbrachte mehrere Wochen in Montagnola in Hesses ehemaligem Wohnsitz Casa Camuzzi. Hesse förderte Weiss dabei, der schriftstellerisch wie malerisch begabt war, indem er mit ihm über Schriftstellerei sprach und ihm sein Manuskript „Kindheit des Zauberers“ als Brotarbeit zum Illustrieren gab. Das dabei entstandene schön illustrierte Bändchen, in dem Hermann Hesse seine Calwer Kindheit poetisch schildert, gibt es noch heute als Faksimile-Ausgabe im Insel Taschenbuch.Im schriftstellerischen Werk von Weiss sind deutliche Spuren des Einflusses von Hesse zu finden. So steht Weiss’ autobiografische Erzählung „Abschied von den Eltern“ (1961) in der Tradition der schriftstellerischen Werke zum Thema Abschied von der Kindheit, die maßgeblich von Hesses „Unterm Rad“ und „Demian“ mitgeprägt worden sind. Auch als Weiss sich und sein Werk politisierte, bekannte er sich weiterhin zu seinem Mentor Hermann Hesse. Im Frühjahr 1962 besuchte er den „verehrten großen Zauberer“ ein letztes Mal. Als Hesse wenige Wochen später starb, schrieb er an Ninon Hesse: „Ich bin so froh, dass ich Hermann Hesse noch einmal sehen durfte. Er wird für mich immer lebendig sein, so wie mir seine Bücher immer gegenwärtig sind.“

Zitat der Woche

„Der Reiche könnte wohl, aber er kann nicht.“

Aus Hermann Hesses Betrachtung „Kleine Freuden“, 1899