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Trauer um den Hesse-Forscher Jürgen Below

Meldung vom 29.07.2019

Wie wir erst jetzt erfahren haben, ist bereits am 11. April in seiner Heimatstadt Lehrte bei Hannover der Hesse-Forscher Jürgen Below im Alter von 84 Jahren gestorben. Er hat sich durch umfangreiche Publikationen um die Erforschung von Hermann Hesses Leben und Werk verdient gemacht. Der Weg Jürgen Belows zur wissenschaftlichen Hesse-Forschung war ungewöhnlich. Von seiner Ausbildung her war er eigentlich Diplomingenieur und leitete über die meiste Zeit seines Berufslebens hinweg eine Zuckerfabrik. In seiner Freizeit begann er sich aber für Hermann Hesse zu interessieren und vertiefte sein Wissen durch Lektüre und den Besuch der Internationalen Hermann-Hesse-Kolloquien und anderer Hesse-Veranstaltungen. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1999 widmete er sich sodann vollständig der Hesse-Arbeit. Dabei recherchierte er mit großer Energie und erstaunlichem Knowhow innerhalb von acht Jahren die umfangreichste Hermann-Hesse-Bibliographie, indem er alle wichtigen Hesse-Archive (u. a. Marbach, Bern, Offenbach, Calw, Gaienhofen und Montagnola) sichtete und auswertete. Das dabei entstandene Werk, das sämtliche Sekundärliteratur von 1899 bis 2007 verzeichnet, erschien 2008 beim Verlag Walter de Gruyter in 5 Bänden mit über 4000 Seiten. Dieses Werk ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für die Hesse-Forschungsarbeit. Im Kontext dieser großen Arbeit wurde Jürgen Below 2009 zum Dr. phil. an der Universität Szeged (Ungarn) promoviert. 2011 war er Stipendiat am Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar. Aus seinem Arbeitsfundus stellte er zudem ein „Hermann Hesse-Handbuch. Quellentexte zu Leben, Werk und Wirkung“ zusammen, das 2012 im Verlag Peter Lang erschien. Ein Jahr später gab er im Igel Verlag für Literatur und Wissenschaft in Hamburg den Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und Anny und Hermann Bodmer heraus. Ebenfalls im Igel Verlag veröffentlichte er 2017 den kundigen Materialband „Hermann Hesse: Der Vogel kämpft sich aus dem Ei. Eine dokumentarische Recherche der Krisenjahre 1916 - 1920“.

HSL

Zitat der Woche

„Oft ist die Welt schlecht gescholten worden, weil der, der sie schalt, schlecht geschlafen oder zu viel gegessen hatte.“

Aus Hermann Hesses Essay „Zarathustras Wiederkehr“, 1919