Verhältnis zu Hermann Hesse offen und kritisch thematisiert
Meldung vom 19.10.2015


Vom 8. bis zum 10. Oktober fand das 15. Internationale Hermann Hesse-Kolloquium zum ersten Mal in Hesses Wahlheimat in Montagnola statt. Diese wichtige und traditionelle Tagung wurde von der Gemeinde Collina d’Oro als Mitglied der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft (Calw) in Zusammenarbeit mit der Universtität der italienischen Schweiz in Lugano (USI) und der Fondazione Hermann Hesse Montagnola organisiert. Das interessante Programm behandelte für Jugendliche relevante Aspekte in Hermann Hesses Werk und thematisierte sein Verhältnis zu dieser Altersgruppe. Außerdem wurde diskutiert, in wie weit Jugendliche sich auch heute noch für das Werk Hermann Hesses interessieren und welche spezifische Bedeutung er für diesen Leserkreis besitzt. Es kamen sowohl renommierte Wissenschaftler aus dem italienischen und deutschen Sprachraum zu Wort, darunter Henriette Herwig (Düsseldorf/Bern), Volker Michels (Offenbach) und Flavia Arzeni (Rom), York-Gothart Mix (Marburg) als auch Schülerinnen und Schüler des Kantonalen Gymnasiums Lugano 1 unter der Leitung von Fabio Pusterla. Der Theaterkurs des Hermann Hesse-Gymnasiums in Calw und eine Gruppe junger Schauspieler aus Lugano (MAT-Movimento Artistico Ticinese) unter der Leitung von Antonio Ballerio und Max Zampetti inszenierten und interpretierten Texte von Hermann Hesse. Die Tessiner Schauspielerin Stefania Mariani präsentierte einen interaktiven Spaziergang auf den Spuren von Hermann Hesse, der sich an Kinder und Jugendliche richtet. Eine musikalisch begleitete Lesung in italienischer und deutscher Sprache aus dem unveröffentlichten Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und seinem Sohn Heiner erlaubte einen Einblick in die oft problematische Vater-Sohn-Beziehung. Das Anliegen dieses Kolloquium war es, sowohl Personen jeden Alters zur Teilnahme an den Veranstaltungen zu bewegen, als auch die Auseinandersetzung zwischen einem Fachpublikum und der lokalen Bevölkerung zu erlauben. Diese Tagung war spannend, insbesondere aufgrund der Kombination von wissenschaftlichen Betrachtungsweisen und der Einbindung von Jugendlichen, die offen und durchaus kritisch ihr Verständnis von Hermann Hesse unterhaltsam inszenierten. Somit bot sich an diesem Wochenende die Gelegenheit, nicht nur mehr über Hermann Hesse, sondern auch über das Denken und Fühlen der jungen Leute von heute zu erfahren. Im Frühjahr 2016 werden die Beiträge in gekürzter Form in einem Tagungsband erscheinen. Natürlich wurde das Grab von Hermann Hesse, das Museum und ein „Grotto“, sowie die „Casa Camuzzi“ besucht. Ergänzend wurden Besichtigungen in Carona, Schauplatz von „Klingsors letzter Sommer“, die Kirche Madonna d’Ongero, sowie des Monte Verita, Anfang des 20. Jahrhunderts, ein Zeitraum neuer „alternativer Begegnung“, besonders des Lebensform, angeboten. etc