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Vierter Band der großen zehnbändigen Hesse-Briefausgabe erschienen

Meldung vom 27.01.2017

Unter dem Titel "Ich bin ein Mensch des Werdens und der Wandlungen" ist im Suhrkamp Verlag der von Volker Michels edierte Band 4 der auf 10 Bände veranschlagten großen Ausgabe der Briefe Hermann Hesses erschienen, der den Zeitraum von 1924 bis 1932 umfasst. Wie alle Briefbände Hesses ist auch er wieder eine fazinierende Fundgrube zum Leben und Werk des Dichters und seiner Zeit, aus welcher der Leser aber auch viele Erkenntnisse für sich selbst gewinnen kann. Die Jahre 1924 bis 1932 beginnen für Hermann Hesse mit dem Experiment einer neuen, nur drei Jahre währenden Ehe (mit Ruth Wenger). Die Folgen der Inflation in Deutschland und die Schikanen des Devisentransfers in die Schweiz betreffen ihn (als versorgungspflichtigen Vater seiner drei Söhne Bruno, Heiner und Martin sowie ihrer Mutter Mia) nicht nur existentiell. Denn die politischen Auswirkungen der Geldentwertung sind ihm offensichtlich: Sie untergraben den demokratischen Neubeginn und stärken die revanchistischen Kräfte in Deutschland, dem Hauptabsatzgebiet seiner Bücher. Von den Medien geschmäht, wird Hesse zu seinem 50. Geburtstag 1927 zugleich doch auch umworben. Wie unter dem Druck der privaten und zeitgeschichtlichen Misere Der Steppenwolf entstand und unversehens Hesses dritte und letzte Bindung an Ninon, eine passionierte Leserin seiner Dichtungen, in das mit Narziß und Goldmund einsetzende ruhigere Fahrwasser von Hesses Spätwerk mündete, ist nirgend so lebensnah und einprägsam zu entdecken wie in diesen Briefen. In einem Brief vom 14. Oktober 1926 schreibt Hesse z. B. an den befreundeten Schriftsteller und Journalisten Heinrich Wiegand (1895-1934): "Ich habe schon seit Jahren den ästhetischen Ehrgeiz aufgegeben und schreibe keine Dichtungen, sondern eben Bekenntnisse, so wie ein Ertrinkender oder Vergifteter sich nicht mit seiner Frisur beschäftigt oder mit der Modulation seiner Stimme, sondern eben hinaus schreit."   "Ich bin ein Mensch des Werdens und der Wandlungen" Hermann Hesse: Die Briefe, Band 4, 1924-1932 Herausgegeben von Volker Michels Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, 752 Seiten, 48 Euro

Zitat der Woche

„Ich sehe die heutige Welt wie ein schlechtes Sensationsstück an, … aber doch so, wie man Besoffene ansieht, mit dem Gefühl: wie werden die sich schämen, wenn sie wieder zu sich kommen.“

Aus einem Brief Hermann Hesses 1938