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Wärmende Ahnung vom Sommer

Meldung vom 02.05.2012

Als Schrifsteller von Weltrang ist Hermann Hesse bekannt – als Maler hingegen viel weniger. Mit der Ausstellung „Farbe ist Leben“ eröffnen die Stadtsparkasse und die Stadt Gevelsberg einen Blick auf diese andere, durchaus ausgeprägte Facette im künstlerischen Schaffen des Literaturnobelpreisträgers, der vor 50 Jahren starb. Die Vernissage stieß auf sehr großes Interesse. „Der profundeste Hesse-Kenner überhaupt“, so kündigte ihn Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Thomas Biermann an, brachte den Gästen das malerische Schaffen des Künstlers näher. Volker Michels war 40 Jahre Lektor beim Suhrkamp/Insel-Verlag, Hermann Hesses Werk war und ist ihm anvertraut. In einem lebendigen Vortrag machte der aus Offenbach angereiste 68-Jährige deutlich, welch große Bedeutung die Malerei für Hesse hatte.Volker Michels sprach zur Einführung „Das Produzieren mit Feder und Pinsel ist für mich der Wein, dessen Rausch das Leben so weit wärmt, dass es zu ertragen ist“, zitierte Michels den Schriftsteller. Formuliert hatte Hesse es, als er in schwerer Zeit – während des Ersten Weltkriegs und vor dem Hintergrund privater Probleme – mit dem Malen begann. Schon als ganz junger Mann schrieb Hesse seinem Kollegen Stefan Zweig: „Wie oft habe ich mir schon gedacht, was für herrliche Bilder ich machen würde, wenn ich nur Maler wäre, statt Dichter, dabei kann ich keinen Strich zeichnen.“ Erst die große nervliche Belastung durch den Krieg und die psychische Erkrankung seiner Ehefrau führten den Schriftsteller schließlich zur Malerei. Er unterzog sich einer Psychoanalyse, damals eine ganz neue Heilmethode. Dabei wurde ihm aufgetragen, seine Träume in Bildern darzustellen. Zunächst machte ihm das Handwerkliche sehr zu schaffen, doch „mit Fleiß und Hartnäckigkeit“, so Michels, habe sich Hesse die handwerklichen Fähigkeiten des Malens angeeignet.ExpressionistischeAusdrucksweise Er zog ins Tessin und fand dort – auch auf langen Wanderungen – seinen Weg, sich auszudrücken. Der expressionistische Umgang mit Farben und Formen leitete ihn. Zwar seien Hesses sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten ungleich vielseitiger als die bildnerischen, so Michels. „Aber die Zuversicht und Heiterkeit, die sich in Hesses Büchern erst nach langwierigen und krisenhaften Entwicklungen herauskristallisiert, sticht bei seinen Aquarellen sofort ins Auge“, meinte er. Diese seien „Licht- und Wärmekollektoren, die in unseren nördlichen Breitengraden mit ihren ewigen Schlechtwetterperioden eine Ahnung von Sommer, von Hoffnung und Lebensfreude zurückstrahlen“. Thomas Biermann und Altbürgermeister Dr. Klaus Solmecke, der für den aus privaten Gründen kurzfristig verhinderten Bürgermeister Claus Jacobi dessen Grußwort vortrug, eröffneten die Ausstellung. Beide erinnerten an die mittlerweile zehnjährige Tradition hochkarätiger Ausstellungen, auf die Sparkasse und Stadt zurückblicken. Werke von Picasso, Schumacher, Dali und Max Ernst waren bereits in Gevelsberg zu sehen. Eine weitere Leidenschaft Hermann Hesses trugen Hannah Lindmaier und Katharina Godolt in die voll besetzte Kassenhalle – die für die Musik. Die jungen Musikerinnen, die als „Arabesque Guitar Duo“ den Gevelsberger Gitarren-Nachwuchswettbewerb gewonnen hatten, schufen mit Stücken von Debussy, Castelnuovo-Tedesco und Granados den passenden musikalischen Rahmen für die farben- und lebensfrohen Hesse-Bilder. INFO: Die Ausstellung „Hermann Hesse – Farbe ist Leben“ ist bis Freitag, 8. Juni im Ennepe-Finanz-Center der Stadtsparkasse Gevelsberg, Mittelstraße 2-4, zu sehen. Die Öffnungszeiten: montags bis donnerstags jeweils von 8.30 bis 18 Uhr und freitags von 8.30 bis 15 Uhr. Zur Ausstellung wird es – wie bereits in den Vorjahren – wieder in Kooperation mit der Malschule „Maldumal“ ein kunstpädagogisches Begleitprogramm für alle Viertklässler der Gevelsberger Grundschulen geben. Auf dem Programm stehen neben einer „Ausstellungsrallye auch mehrere Workshops, in denen die Kinder selbst zeichnen, malen oder Skulpturen erstellen können. Ihre Werke werden die Schüler in einer Finissage am Freitag, 1. Juni, 16 Uhr, im Rathaus präsentieren. Quelle: www.derwesten.de

Zitat der Woche

„Jeder strahlt sein Schicksal selber aus. Weisheit ist: es als Bild seiner selbst erkennen und nicht eine rohe ‚äußere’ Macht darin sehen.“

Aus einem Brief Hermann Hesses 1919