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Lesung aus dem Briefwechsel zwischen Hermann Hesse und seinem Sohn Martin in Therwil

14.11.2024 / 14.30 Uhr, Reformierte Kirche Therwil

Der Urenkel von Hermann Hesse, Martin Siegenthaler, liest zusammen mit seinem Vater Hanspeter Siegenthaler aus dem Briefwechsel in Therwil bei Basel. In ihrer Ankündigung heißt es dazu:

"Der Briefwechsel «Mein lieber Brüdi» zwischen Hermann Hesse und seinem jüngsten Sohn Martin ist ein Zeugnis einer wunderbaren Vater/Sohn-Beziehung. Martin Hesse hat seinen Vater geliebt und verehrt, und er hat auch seine Mutter, Mutti Mia, über alles geliebt. Dies kommt in diesem Briefwechsel auf eindrückliche Weise zum Ausdruck. Im Herbst 1918 ist die schwere psychische Krankheit von Mia Hesse, für Hermann Hesse und die drei Kinder zum ersten Mal richtig ausgebrochen. Mia erlitt nach einer langen depressiven und dann manischen Phase einen Anfall von Wahnsinn oder wie man heute sagt, sie wurde psychotisch. Es gab sicher schon in früheren Jahren «Vorkommnisse», aber darüber schwieg man in der Familie Bernoulli. Mia wurde unverzüglich in eine psychiatrische Klinik eingewiesen und Hermann Hesse musste seine drei Kinder in fremde Obhut geben. Er musste ja weiterarbeiten, um für die Kinder, seine Frau und auch sich selbst aufkommen zu können. Damals gab es noch keine Krankenversicherung, man musste für die Kosten der Klinik etc. selbst aufkommen. Zum Glück wurde er auch finanziell von Freunden unterstützt, denn sein Freund und Arzt, Dr. Josef-Bernhard Lang, hatte Mia in die erste private psychiatrische Klinik im Kanton Zürich, in Küsnacht am Zürichsee, eingewiesen, eine sehr gute, aber teure Adresse, wo sich Mia sehr gut aufgehoben fühlte. Unsere Lesung beginnt mit einem Brief von Hermann Hesse an Weihnachten 1918, Martin ist 7 Jahre alt. Er ist bei seiner Pflegefamilie Ringier in Kirchdorf untergebracht. Sie endet mit einem Brief, wieder von seinem Vater, im Sommer 1931. Martin ist 20 Jahre alt und hat seine Lehre als Hochbauzeichner erfolgreich absolviert. Er hat genug vom Bürositzen und will nur noch fort. Die Idee, Architektur auf dem zweiten Bildungsweg zu studieren, lässt er für den Moment fallen. Er will nur noch fort! Anschliessend an die Lesung wird es ein Gespräch geben, bei dem die Zuhörer auch private Fragen stellen können. Dabei wird auch die Beziehung von Hermann Hesse zu seiner ersten Frau Mia Hesse-Bernoulli zur Sprache kommen. Das Buch von Bärbel Reetz «Hesses Frauen» unterstellt Hesse, er habe mit Hilfe seines Freundes und Psychiaters Dr. Josef-Bernhard Lang alles unternommen, um die arme Mia möglichst lange in einer psychiatrischen Anstalt einzubehalten und ihr ihre die Kinder zu entziehen. Das hat in Basel und in der ganzen Schweiz vor allem unter den weiblichen Lesern grossen Unmut gegenüber Hermann Hesse ausgelöst. Hanspeter Siegenthaler-Hesse und der Urenkel Martin Siegenthaler werden die Gelegenheit benutzen, um den Diffamierungen entgegenzutreten."

Zitat der Woche

„Je mehr der Mensch in der Hölle lebt, desto nötiger braucht er eine Melodie, einen Vers ein Bild, eine Erinnerung an alles, was im Moment vernichtet scheint.“

Aus einem Brief Hermann Hesses 1939