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Andreas Maier

Andreas Maier
SPK

Er gilt wie Peter Kurzeck und Arnold Stadler als „raffinierter Wiederbeleber des deutschen Heimatromans“, allerdings ganz ohne das „Tümelnde“. Dr. Andreas Maier, 44. Stipendiat der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung, befasst sich in seinen jüngsten Romanen mit der heimischen Wetterau bei Frankfurt.

AndreAS Maier hat Altphilologie, Germanistik und Philosophie studiert und über Thomas Bernhardt promoviert. Über Maiers ersten Roman „Wäldchestag“, erschienen 2000, war in der FAZ zu lesen: „Ein Roman, der den Umweg als interessanteste Verbindung zwischen zwei Punkten feiert, der grandios umständlich ist und kontrolliert ausufernd, dessen Sprache daherrauscht wie ein junger Apfelwein und dessen Beschreibungskunst zum Witzigsten gehört, was die deutsche Literatur seit langem hervorgebracht hat.“

„Klausen“, „Kirillow“ und „Sanssouci“ folgten dem Erstling – und 2010 dann „Das Zimmer“, wofür Maier den mit 30 000 Euro dotierten Wilhelm-Raabe-Preis erhielt, und 2011 die Fortsetzung „Das Haus“. Beide Romane sind Teil eines großangelegten Opus über die Wetterau mit dem Arbeitstitel „Ortsumgehung“. „Literatur stellt nicht nur Fragen“, formulierte Jutta Bendt, „diese Literatur gibt Antworten und sie ist reich an Indizien.“

Andreas Maiers kurze Lesung anlässlich seiner Begrüßung in Calw brachte den eindrücklichen Beweis seines scheinbar vordergründigen Humors, in den er geschickt seine Gegenwartskritik verpackt – und dabei die heimische Wetterau feiert. Deren Aussprache klinge allerdings „wie sprachliches Hinfallen“ und ganz ähnlich wie Gerbersau. Die Studentenzeit im „Apfelweinprovinzschnarchnest“ Frankfurt erinnert Maier heute als „dieses permanente, dröhnende antispießig Sein.“ Originell auch, wie Andreas Maier Veränderungen im Lebensumfeld auf den Punkt bringt: „Wie in Panik sprang meine gesamte Umwelt plötzlich auf und war weg.“

Worum es in der Literatur inhaltlich und ästhetisch gehen müsse, skizziert Andreas Maier so: „Ein Autor muss Worte zu seinen eigenen machen, er muss seine Worte langsam kennen lernen, wissen, wie die Worte bei ihm funktionieren. Er muss immer näher zu sich selbst kommen.“

Obwohl „felsenfest davon überzeugt, dass ich mich hier sehr wohlfühlen werde“, hatte der Hesse-Stipendiat doch eine Kritik an Calw anzubringen. Man brauche nämlich sehr lange, um vom Bahnhof auf die andere Straßenseite zu kommen. Verblüfft kommentierte der Autor die Reaktion der Zuhörer – „ach was, gibt’s ne Unterführung.“

Bei einem Autor wie Andreas Maier ist allerding nie sicher, ob dies Teil des Arbeitskonzepts oder tatsächlich Irrtum war.

Andreas Laich

Zitat der Woche

„Etwas lieben können – welche Erlösung!“

Aus Hesses Erzählung „Klein und Wagner“, 1919