Die in Leipzig lebende Freie Schriftstellerin Angela Krauß ist neue Stipendiatin der Calwer Hermann Hesse-Stiftung, getragen von Sparkasse und SüdwestRundfunk. „Diese kleine Stadt tut mir wohl“, resümierte die Autorin nach ihren ersten zwei Wochen in Calw im Casino der Sparkasse. Am Sonntag, 15. Oktober, wird Angela Krauß auf Einladung von Stadt und Volkshochschule um 11.15 Uhr im Haus Schüz am Marktplatz lesen.
In Vertretung des erkrankten Dr. Hubert Locher begrüßte Dr. Andreas Narr (SüdwestRundfunk) die Stipendiatin im Namen des Stiftungsvorstands. Narr spielte auf Hesses berühmte Lobpreisung – Calw sei „die schönste Stadt zwischen Bremen und Neapel, zwischen Wien und Singapore“ – an. Und er verlieh der Hoffnung Ausdruck, Angela Krauß möge nach ihrem dreimonatigen Aufenthalt zum gleichen Ergebnis kommen wie Calw berühmtester Sohn.
„Sie stehen als Prosa, in ihrer Verdichtung sind sie Gedicht“ fasste Egbert-Hans Müller die Wirkung Krauß’scher Texte zusammen. Der Vorsitzende der Findungskommission der Hesse-Stiftung führte in Leben und Werk der Autorin ein. Auch ihr neuestes Buch „Wie weiter“ sei „ein Prosakunststück, wie es der Klappentext verheißt, von großem Zauber. Kein Buch zum Verschlingen, ein Buch zum Innehalten, Zurückblättern, noch einmal Lesen.“
In ihren Erzählungen und Romanen bietet Angela Krauß ein detailgetreues, skeptisches Bild der Wirklichkeit der späten DDR und der Nachwende-Zeit. In Kritiken wird Ihre “elegante und geschmeidige Prosa, die viel Platz für Gedanken lässt“ gefeiert. Andreas Nentwich vergleicht in der „Zeit“ den Krauß’schen Blick auf die Welt mit dem des Novalis’, und schließt, dass dieser seiner “späten Nachfahrin die blaue Blume nicht verweigert hätte”.
Angela Krauß wurde am 2. Mai 1950 in Chemnitz geboren. Sie studierte an der Fachhochschule für Werbung und Gestaltung in Berlin und arbeitete dort für Messen und Ausstellungen. Von 1976 bis 1979 besuchte sie das Literaturinstitut “J.R. Becher” in Leipzig. Seit Anfang der Achtziger Jahre veröffentlicht Angela Krauß Prosawerke. Vortrags- und Lesereisen führten sie unter anderem an Universitäten in den USA und Kanada. An der Universität Paderborn war sie Gastdozentin für Poetik. Sie ist Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste.
Im Sommersemester 2004 hielt Angela Krauß die Poetik-Vorlesungen an der Universität Frankfurt unter dem Titel „Die Gesamtliebe und die Einzelliebe“. Unter diesem Titel sind sie auch bei Suhrkamp in Buchform erschienen sind. Ebenfalls dort veröffentlicht wurden unter anderem “Das Vergnügen” (1988), “Kleine Landschaften” (1989), “Der Dienst” (1990), “Die Überfliegerin” (1995), “Sommer auf dem Eis” (1998) „Weggeküsst“ (2002).
Angela Krauß hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten: 1988 Ingeborg-Bachmann-Preis, 1990 Stadtschreiberin in Graz, 1995 Lessing-Förderpreis, 1996 Berliner Literaturpreis und Bobrowski-Medaille, 1997/98 New York-Stipendium, 1999 Stipendiatin der Villa Massimo in Olevano Romano, 2001 Thomas-Valentin-Literaturpreis, Gerrit-Engelke-Preis der Stadt Hannover, 2002 Ehrengabe der deutschen Schillerstiftung, 2005 Max-Kade-Gastprofessur in St. Louis, 2006 Literaturpreis „Kammweg“.