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Elke Erb

Elke Erb im Gespräch
SPK

„Ich hoffe, Sie können sich auf meine Texte einlassen“
Lyrikerin Elke Erb als 42. Hermann-Hesse-Stipendiatin begrüßt

Elke Erb ist bereits die 42. Hermann-Hesse-Stipendiatin. Jetzt wurde die vielfach ausgezeichnete Wahl-Berlinerin in der Calwer Sparkassen-Kundenhalle von Vertretern der Stiftung und der Stadt willkommen geheißen.

Oberbürgermeister Manfred Dunst hatte die Hesse-Stipendiatin im Namen der Stadt willkommen geheißen. In Calw wisse man sehr wohl, was man an der Stiftung habe. Die Gastgeberfamilie Schaber lobte der OB als „echte Calwer“; „Sie werden dort gut um- und versorgt.“ Schon jetzt freue er sich auf das schriftliche „Erbe“ des Calw-Aufenthaltes, in dem die Hesse-Stipendiaten ihren Aufenthalt verarbeiten. Über „das therapeutische Wandern zwischen Siehdichfür und Gompelscheuer“ hatte unlängst Michael Wüstefeld (Stipendiat 2010) geschrieben.

Stiftungs-Vorsitzender Dr. Andreas Narr (SüdwestRundfunk) konnte neben Mitgründer und Alt-Sparkassenchef Jürgen Teufel auch Géza Horváth begrüßen. Der ungarische Übersetzer war 2004 Calwer Hermann-Hesse-Stipendiat.

1989 war der Hermann-Hesse-Preis von der damaligen Kreissparkasse Calw und dem Südwestfunk gegründet worden, seit 1995 gibt es das gleichnamige Stipendium. Die Idee dazu hatte der ehemalige Ministerialrat Egbert-Hans Müller, der lange Jahre auch die Findungskommission der Stiftung leitete. Er stellte die aktuelle Stipendiatin, die jetzt drei Monate die „Dichterklause“ im Hesse-Geburtshaus am Marktplatz bewohnen wird, gewohnt eloquent vor. Müller erinnerte daran, dass Elke Erb die zweite Peter-Huchel-Preisträgerin (heute die angesehenste deutsche Lyrik-Auszeichnung) aus der damaligen DDR war. Auch ihre Vorgänger Wulf Kirsten war einst Hesse-Stipendiat. Bedeutende Auszeichnungen wie Heinrich-Mann-Preis, Erich-Fried-Preis, F. C. Weißkopf-Preis der Akademie der Künste Berlin und Preis der Literaturhäuser folgten.

Elke Erb wurde 1938 in Scherbach/Voreifel geboren und wuchs seit 1949 in Halle an der Saale auf. Dem Studium der Germanistik, Geschichte und Pädagogik folge das Lehrerexamen, bis 1965 arbeitete sie als Lektorin beim Mitteldeutschen Verlag. Seit 1966 ist Elke Erb Freie Schriftstellerin, schreibt Kurzprosa, Lyrik, übersetzt, verfasst Nachdichtungen, arbeitete für das Kinder- und Puppentheater. Sie war mit Adolf Endler verheiratet und ist Mutter eines Sohnes.

„Ich hoffe, Sie können sich auf meine Texte einlassen wie ich auf Ihre Stadt.“ Wohlweislich leitet Elke Erb ihre Lesung mit dieser Vorbemerkung ein. Denn ihre Lyrik ist wahrlich nicht leicht konsumierbar, verspricht aber dem umso mehr Genuss, der sich ihr vorbehaltlos öffnen kann. Vor allem die Mehrdeutigkeit von Begriffen setzt sie immer wieder als Stielmerkmal ein. Verschmitzt lächelnd wartet sie ein ums andere Mal auf Reaktion im Publikum, wo die Meisten allerdings Zeit brauchen, den Sprachwitz unmittelbar zu genießen. „Ein auf dem Tisch trödelndes Buch, vom Trödler“ ist freilich ein eher leicht erkennbares Beispiel dieser Arbeitsweise. Oder auch ihre Definition von „Vergangenheit“ in der Phase der Wiedervereinigung: „Die eine wird beendet, die andere verwendet.“

Nico Bleutge schreibt über den Gedichtband „Meins“ in der Stuttgarter Zeitung: Elke Erbs Gedichte sind Erkenntniswerkzeuge. Das Ich ist hier eine Art Medium um die Welt und die Sprache abzutasten… Texte, die den Leser mit jedem Wort in ihren Rhythmus ziehen.“

Andreas Laich

Zitat der Woche

„Etwas lieben können – welche Erlösung!“

Aus Hesses Erzählung „Klein und Wagner“, 1919