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Marion Poschmann

Marion Poschmann
Andreas Laich

Mit Marion Poschmann wurde eine der „vielseitigsten, bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen unserer Gegenwart“, als 61. Hesse-Stipendiatin in Calw begrüßt. Laudatorin Christa Linsenmaier-Wolf führte gekonnt ins Werk der 61. Stipendiatin ein. Als „unverwechselbar und eigenwillig“ charakterisierte sie das Werk der Germanistin, Philosophin und Slawistin, die zudem noch szenisches Schreiben studiert hat. Ein ganze Liste herausragender Preise und Auszeichnungen belegt Marion Poschmanns Bedeutung: Peter Huchel Preis als wichtigste Auszeichnung für deutschsprachige Lyrik, Wilhelm Raabe Literaturpreis, Berliner Literaturpreis, drei Nominierungen für den Deutschen Buchpreis. Und im April diesen Jahres wurde ihr Roman „Die Kieferninsel“ gar für die Shortlist des Man Booker International Prize nominiert, der als einer der wichtigsten Literaturpreise weltweit gilt.

Seit 2002 hat Marion Poschmann vier Romane veröffentlicht, eine Novelle und vier Gedichtbände. Weil die Dichterin in beiden Gattungen bewandert ist, sei es „vor allem das Lyrische“ das ihr Schreiben durchdringe, „im Sinne sprachlicher Genauigkeit, sinnlicher Anschauung und reflexiver Dichte“, attestierte Christa Linsenmaier-Wolf.

Im lockeren Gespräch mit der Laudatorin gab die Stipendiatin, die in Mühlheim an der Ruhr geboren und aufgewachsen ist, Einblicke in ihre Arbeit. Auf die Frage, warum sie seit 27 Jahren in Berlin lebe, antwortete die „Erlkönigin der deutschen Literatur“, es habe eben nie einen äußeren Anlass gegeben, wieder wegzugehn. „Die ungreifbare Stimmung, Atmosphäre und Energie“ sei „dem literarischen Schreiben tatsächlich förderlich.“

Im Rahmen eines Stipendiums des Goethe-Instituts im japanischen Kyoto entstand der 2016 erschienene Gedichtband „Geliehene Landschaften“, ein Ausdruck aus der ostasiatischen Gartenkunst. Und auch ihr Bestseller „Kieferninsel“ spielt in Japan. Die gänzliche andere Ästhetik in Japan habe sie fasziniert, berichtete die Hesse-Stipendiatin. Der Schatten, das Dunkle sei dort sehr wichtig, wogegen wir hier eine „Kultur des Lichts“ hätten. „Undenkbar in Deutschland, dass man sich irgendwohin auf den Weg macht wegen eines einfachen Baumes, wegen Blättern.“ Eine „seltsame Mischung aus Heiterkeit und Energie, aus Wirklichkeit und Traum“ durchziehe Poschmanns in Japan geschriebene Werke, formulierte Christa Linsenmaier-Wolf.

Mit drei wunderbar vorgetragenenen, eigenwilligen Gedichten – einmal „spricht“ gar eine Bohrplattform – unterstrich die humorvolle Literatin diesen Eindruck. Und eine Passage aus dem ersten Kapitel der „Kieferninseln“ machte Marion Poschmanns zugleich tiefgründigen und leichtfüßigen Stil erfahrbar.

Als Jugendliche habe sie viel Hesse gelesen, bekannte die Stipendiatin, merkte jedoch auch an, sich diese Eindrücke von damals „nicht im Nachhinein verderben“ zu wollen. Aktuell sei sie in der Phase, in der sie Gedichte schreibe und in diesem Zusammenhang sehr „an den Nadelbäumen des Schwarzwalds interessiert.“

Andreas Laich

Zitat der Woche

„Etwas lieben können – welche Erlösung!“

Aus Hesses Erzählung „Klein und Wagner“, 1919