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Otto A. Böhmer

Otto A. Böhmer
SPK

Vertreter der Stiftung, der Sparkasse und der Stadt sowie Literaturinteressierte bereiteten dem bereits 46. Stipendiaten in der Calwer Sparkassen-Kundenhalle einen herzlichen Empfang. Und der bekennende Eintracht Frankfurt-Fan bekundete sogleich seine Sympathien zur Hesse-Stadt, speziell zu den fußball-interessierten Bewohnern.

Kompetent vorgestellt wurde der mehrfach ausgezeichnete, in Rothenburg ob der Tauber geborene Schriftsteller von Prof. Dr. Thomas Vogel, der die Findungskommission der Hesse-Stiftung berät. Böhmer hat vielbeachtete und -gelesene Biografien über Brentano, Eichendorf, Goethe, Schiller, Heine, Kafka, Schopenhauer, Hegel und Nietzsche verfasst. „Was hat diese Menschen dazu gebracht, so ungewöhnliche Werke zu schreiben“, habe er sich oft gefragt, bekannte der Autor später vor Beginn seiner Lesung. Die Biografie eines Dichters habe ihn immer „mehr interessiert als das Werk.“

Thomas Vogel formulierte, wie sich Otto A. Böhmer seinen Geistesgrößen nähert: „Er tritt mit seinen Dichtern und Denkern in einen Dialog, er ist bei ihnen, er fühlt sich schreibend in diese Existenz ein, er sitzt mit ihnen am Tisch.“ Und was macht nun die Besonderheit seiner Darstellung aus? „Wenn Böhmer sich ein Sujet wählt, dann bläst er so kräftig den Staub der Jahrzehnte und Jahrhunderte weg, dass plötzlich alles neu und unverbraucht klingt, dass uns selbige Dichter und Denker als Zeitgenossen begegnen, er stellt sie uns ganz unverkrampft als alte Bekannte vor“, führte Vogel aus.

Mit Herzenswärme behandle Böhmer seine Geistesgrößen, mache dem Leser diese Gestalten zu Identifikationsangeboten, analysierte Prof. Vogel. Und dabei werde deutlich: „Auch Idole stolpern durchs Leben, gleiten aus, werden lächerlich. Ein heiteres Scheitern großartiger Verlierer, großartig, weil sie bei allen denkbaren Niederlagen doch ihre Würde nicht ganz verlieren.“ Dieses „heitere Scheitern“, das auch Grundtenor seiner Romane sei, mache insgesamt Böhmers Werk „nicht nur zu einem intellektuellen, sondern oft genug auch zu einem humorvollen Lesevergnügen“, führte Thomas Vogel aus. „Einsicht, Wehmut und schelmisch-humorvolle Weltbetrachtung“ fügten sich in Böhmers Arbeit wunderbar ineinander.

Andreas Laich

2013-I-Otto A. Böhmer – Calwer Frühling.pdf

Zitat der Woche

„Etwas lieben können – welche Erlösung!“

Aus Hesses Erzählung „Klein und Wagner“, 1919